Das letzte Exemplar der 667 Hexameter umfassenden Zuckerbackschule Furnus dulcis von Lucius Ephemeridius Placentustulus ist bedauerlicherweise beim Brand der Bibliothek von Alexandria verschollen.
Bei solchen Quantifizierungen musst du vorsichtig sein. Du hast einige Dubletten dazwischen, die dadurch entstehen, dass die PHI Concordance auch Kommentatoren wie Servius oder Porphyrio berücksichtigt. Andererseits deckt PHI nur die Latinität bis 200 n. Chr. ab. Und eine Form wie „crustulis“ findest du mit der Eingabe „crustula“ nicht.
Dass das Rezept tatsächlich antik ist, ist doch eher unwahrscheinlich, da die Horazischen blandi doctores wohl auch ihre besten Schüler kaum mit einem Backwerk, das mit Zucker (also dem damals sehr teuren saccharon) zubereitet war, hätten belohnen wollen.
Danke für die Hinweise, aber letzten Endes gibt es kein Rezept, schade ;-(
Re: Kekse
filix am 30.11.17 um 15:25 Uhr, überarbeitet am 30.11.17 um 15:41 Uhr (Zitieren) I
Von der Verfügbarkeit bzw. Kostspieligkeit des saccharon abgesehen, ist es doch wohl zunächst eine Frage der Teigkonsistenz, die wesentlich von dem verwendeten Mehl, seinem Mahlgrad bzw. dem Klebereiweiß (Gluten) abhängt, ob das in der Lit. erwähnte Backwerk unseren Vorstellungen von Keksen nahekommt. Die Herleitung in Varros De Lingua Latina 5, 107 „crustulum a crusta pultis, cuius ea, quod ut corium et uritur, crusta dicta“ gibt dazu einige Hinweise, denen man nachgehen könnte.
Die im verlinkten Rezept verwendete Butter wird man in der röm. Küche auch kaum finden.
Einige Rezepte für römisches Backwerk (keine Kekse) haben sich bei Cato maior erhalten. Eine Zusammenstellung mit Zubereitungshinweisen findet sich hier:
Wer sich nicht auf die Literatur alleine verlassen will, wird unter Umständen in der Asche des Vulkans fündig:
„The bakers of sweets were called placentarii, crustularii, dulciarii, clibinarii and libarii. Three examples of their carbonized products are in the Naples Museum: one looks like a portion of loaf cake, one like a jelly-filled doughnut, and one like a miniature bread loaf without scoring but with a central design. Recovered pastry tins are often elaborate and depict shells, griffin’s heads, and stylized animals. The shops in Pompeii specializing in pastry probably baked pastries for religious offerings as well as sweets for the Pompeiian tables.“ (Betty Jo Mayeske, ‚Bakers, bakeshops and bread: a social and economic study‘ in Pompeii and the Vesuvian Landscape, Washington, D.C. 1979)