... und hier kommt der zweite Teil der Übersetzung. :)
8. In terris nullus est deus nisi Caesar, imperator noster, quem timere debetis.“
Auf Erden gibt es keinen Gott außer dem Kaiser, unser Herrscher, den ihr fürchtet müsst.
9. Tum senex: „Caesari honorem, timorem Deo.
Darauf der Alte: „Dem Kaiser die Ehre, dem Gott die Furcht.
10. Non moveor verbis tuis, iudex.
Ich werde nicht bewegt durch deine Worte, Richter.
11. Nam audior a Deo, qui est in caelis neque oculis videri potest.
Denn von Gott werde ich gehört, der im Himmel ist und nicht mit den Augen gesehen werden kann.
12. Christiani post mortem in caelos ad vitam aeternam ducuntur, itaque etiam ego a Deo in caelos ducor.
Die Christen werden nach dem Tod in den Himmel zu einem ewigen Leben geführt, daher werde auch ich von Gott in den Himmel geführt.
13. Tu, iudex, statim duc nos in arenam!
Du, Richter, führe uns sofort in die Arena!
14. Deo gratias agimus, quod hodie in caelis erimus.“
Wir danken dem Gott, weil wir heute im Himmel sein werden.“
Zur Zeit Caesars sind keine Christen verfolgt worden, schon weil es sie noch gar nicht gab. Auch Augustus trug noch diesen Namen, doch für ihn gilt das gleiche.
Anscheinend bezieht sich der Text auf die Christenverfolgungen des 3. Jahrhunderts, und da war „Caesar“ bereits ein Titel, „Imperator“ ein weiterer - die Kaisertitulatur war damals schon sehr lang.
Dort macht Satz 7 deutlich, daß es sich nicht um die erste Christenverfolgung unter Nero handeln kann, denn bei der ging es nicht um das von ihnen verweigerte Kaiseropfer, sondern um ihre angebliche Verantwortung für den Brand Roms.
Der Text gibt tatsächlich Geschehnisse aus dem 3. Jhd. wieder (stand im ersten Text, den ich vorgestern übersetzt hatte). Daher habe ich mir schon gedacht, dass mit Caesar nicht Julius Caesar gemeint sein kann, weil der ja schon 44 v. Chr. getötet wurde.
Den vorigen Text hatte ich nicht bzw. nicht so genau gelesen; aber er bestätigt meine Vermutung. Dann ist „Caesar“ ein Titel, kein Name.
Im 3. Jahrhundert ging es darum, daß die Christen ihres Monotheismus wegen das religiöse Opfer für den Kaiser verweigerten, das zum Staatskult gehörte. (Dieses Problem fing übrigens schon im 2. Jahrhundert unter Kaiser Trajan an.)
Es ging bei dem Opfer um eine rituelle Handlung, ein Gebet, vielleicht (ich weiß es nicht) mit einer Gabe oder einem zu opfernden Tier verbunden. Nichts sonderlich Belastendes - außer für Leute wie Juden und Christen, die niemanden verehren, zu niemandem beten, niemandem opfern außer ihrem einen und einzigen Gott.
Etliche Christen haben es dennoch aus Angst getan; die galten dann ihren Glaubensgenossen als Abtrünnige.
Die scheinbar durchgängige und geschlossene Ablehnung, wie sie in dem Text suggeriert wird, hat es so nicht gegeben. Hätte es sie gegeben, dann hätten die Christen nicht später darüber streiten müssen, ob und unter welchen Bedingungen man Reumütige wieder in die christliche Gemeinschaft aufnehmen solle.