Latein Wörterbuch - Forum
Exemplum de aureo serpente — 1459 Aufrufe
fd am 27.12.16 um 11:41 Uhr (Zitieren)
Ich habe Probleme mit einen Satz in einer im Reclam Heftchen „Variatio / Lateinisches Lesebuch für die frühe Lektüre“ gekürzten Wiedergabe von Petrus Alfonsis „Exemplum de aureo serpente“ (https://www.hs-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost12/Alfonsi/pet_disc.html#170).

Den fettgedruckten Teil verstehe ich nicht; besonders über das fett-kursive „quod“ stolpere ich:


Ad haec mulier: „Si Deus voluisset eum censum habere, non amisisset. Quod Deus donavit, custodiamus!“ Inventor census, quod redderetur, laboravit, at ipsa omni modo denegavit. Et tamen vellet nollet mulier, dominus reddidit et quod praeco promiserat expetiit.


Mein Übersetzungsansatz:

Dazu erwidert seine Ehefrau: „Wenn Gott gewollt hätte, dass er den Schatz besäße, er hätte ihn nicht verloren. Was Gott gibt, das haben wir zu bewahren!“ Der Finder des Schatzes überlegte, wie dieser zurückgegeben werden könnte, aber seine Frau war gänzlich dagegen. Und trotzdem - er wollte, seine Frau wollte nicht - gab der Herr [den Schatz] zurück und erhoffte, was der Herold versprochen hatte.

Könntet ihr meine Übersetzung verbessern und mir die Verwendung des oben erwähnten „quod“ erklären?
Re: Exemplum de aureo serpente
mus am 27.12.16 um 11:56 Uhr (Zitieren) I
„quod redderetur, laboravit“ = strebte danach, dass er zurückgegeben würde
„vellet nollet mulier“ = ob die Frau wollte oder nicht
Re: Exemplum de aureo serpente
viator am 27.12.16 um 12:16 Uhr (Zitieren) II
Zum Mittellatein:
die Konstruktion des A.c.I. wird selten verwendet, stattdessen gebraucht man normale Nebensätze mit einer Einleitung durch Konjunktionen wie ut, quod, quia, quatenus, quoniam oder cum, die alle „dass“ bedeuten

http://www.kepler-gesellschaft.de/index.php/kepler-preis/180-kepler-preis/preisgekroente-arbeiten/kepler-preise-2006/johannes-kepler-faecheruebergreifend/314-latein.html?showall=&start=2
Re: Exemplum de aureo serpente
filix am 27.12.16 um 12:48 Uhr (Zitieren) IV
die Konstruktion des A.c.I. wird selten verwendet, stattdessen gebraucht man normale Nebensätze mit einer Einleitung durch Konjunktionen wie ut, quod, quia, quatenus, quoniam oder cum, die alle „dass“ bedeuten



Eine ausgesprochen undifferenzierte Darstellung - siehe dazu Stotz HLSMA IV, §103f.
Zudem wird hier eigentlich „ut“, das häufiger bei „laborare“ steht, ersetzt.
Re: Exemplum de aureo serpente
fd am 27.12.16 um 13:31 Uhr (Zitieren)
Vielen dank euch beiden, das hat mir geholfen.

Mir ist beim erneuten durchlesen noch ein weiterer Satz untergekommen, bei dem ich mich zuvor mit einer schwammigen Vorstellung dessen Inhalts begnügte, den ich aber nun auch nach einiger Überlegung nicht mit guten Verständnis übersetzen konnte. Den Teil, den ich nicht verstehe, habe ich wieder fett hinterlegt.


Sed dum sermo [b]huiuscemodi pauperum divitumque[b] per ora discurreret, ministris referentibus tandem percussit aures regis.


Meine freiere Übersetzung:

Aber währen die Umstände des Gespräches von Mund zu Mund gingen, erfuhr der König schließlich aus dem Bericht eines Dieners [von der Angelegenheit].

Könntet ihr mir auch für diesen Satz wieder Verbesserungsvorschläge geben und mir beim entwirren des Fettgedruckten helfen?
Re: Exemplum de aureo serpente
arbiter am 27.12.16 um 13:40 Uhr (Zitieren) I
...das Gerede solcherart (huiuscemodi) bei Armen und Reichen (eig. Gen.) von Mund zu Mund flog, traf es schließlich, weil Diener davon berichteten, auf die Ohren des Königs.
Re: Exemplum de aureo serpente
fd am 27.12.16 um 14:15 Uhr (Zitieren)
Danke, den Plural von „ministris referentibus“ habe ich nich beachtet, hier noch ein freierer Versuch:

Aber, indem Klatsch davon bei Arm und Reich von Mund zu Mund ging, erfuhr der König durch darüber schwatzende Diener von der Angelegenheit.

Würde dies schon als eine zu freie Übersetzung gelten?
Re: Exemplum de aureo serpente
arbiter am 27.12.16 um 14:58 Uhr (Zitieren)
wenn kreative Übersetzungen favorisiert werden, nicht
Re: Exemplum de aureo serpente
Lateinhelfer am 27.12.16 um 17:50 Uhr (Zitieren) II
Zitat von filix:
HLSMA IV ...
Nur zur Info an User, die mitlesen:
Stotz, Handbuch der Lateinischen Sprache des Mittelalters, Band 4.
vellet nollet mulier
fd am 28.12.16 um 14:45 Uhr (Zitieren)
Mir sind noch weitere Fragen zur Verbesserung meines Verständnisses der Textauszüge in den Sinn gekommen:

Könnte man „vellet nollet mulier“ auch mit den Fragepartikeln „utrum ... an“ schreiben, also: „utrum vellet an nollet mulier“ bzw. ähnlich mit „utrum ... necne“: „utrum vellet necne vellet mulier“?

Ist diese Form („vellet nollet“) mit der dazugehörigen Übersetzung („ob sie will oder nicht“) üblich, kommt auch in anderen Texten vor, und würde so auch mit anderen Verben funktionieren, z.B.: „it non it mulier“, oder ist sie eine Besonderheit der Kombination von „velle“ und „nolle“, oder auch des Autors?
 
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