Der Kommentar zu Catull akzeptiert offensichtlich unsere Stelle aus Tibull als Beispiel einer solchen; dass sich seine Zweifel auf die als extrem empfundene Inkongruenz im Numerus zwischen Bezugswort und p. c per se gründen, kann ich eigentlich nicht herauslesen - er schränkt vielmehr ein „
but here such a combination ...“.
Eine Überflüssigkeit der Annahme aus dem Kontext und eine Überschreitung der Satzgrenzen, m.E. die eigentlichen Argumente, wären in unserem Vers nicht gegeben.
Tränkles Behauptung, dass solches „niederen Sprachschichten“ angehöre, müsste man näher untersuchen, die Begründung im verlinkten Text finde ich recht vage. Für Erklärungen zu „absente nobis“ zwischen Archaismus und präpositionalem Verständnis des Partizips siehe:
https://books.google.at/books?id=gU3oBQAAQBAJ&pg=PA83.
Die von ihm für denkbar gehaltene „nec amica“-Variante begreift der Übersetzer der Loeb-Ausgabe übrigens durchaus als Synesis: „... maid faithless for no fault of mine,
nor loyal when I deserved, but though faithless, beloved still.“
Das erscheint mir psychologisch betrachtet auch die eleganteste Lösung, denn so bleibt es Ausdruck der inneren Zerrissenheit und das abschließende „sed, quamvis perfida, cara tamen“ bezieht sich ganz auf ihn, der von der Treulosen einfach nicht lassen kann.