Non amo te, Sabidi, nec possum dicere quare.
Hoc tantum possum dicere: non amo te.
Ist „amo“ hier mehr im Sinne von„Ich empfinde Sympathie“ gemeint oder mehr im Sinne von „Ich empfinde tiefe Zuneigung“? Heisst „Non amo te“ hier nur so viel wie „Ich werde nicht warm mit dir“ oder eher „Du bist mir zwider“?
Handelt es sich bei diesem Epigramm um absurden Humor?
Ki habe ich schon gefragt.
Re: Martials Humor verstehen
hs35 am 17.8.25 um 12:55 Uhr, überarbeitet am 17.8.25 um 13:03 Uhr (
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Im lateinischen Kontext und bei Martial ist „amare“ hier eher im Sinne von „mögen“ oder „Sympathie empfinden“ zu verstehen, nicht als tiefe romantische Liebe. „Non amo te“ bedeutet also „Ich mag dich nicht“ oder „Du bist mir unsympathisch“ - es liegt näher bei „Ich werde nicht warm mit dir“ als bei „Du bist mir zuwider.“
Der Witz des Epigramms liegt in seiner paradoxen Struktur: Der Sprecher behauptet, er könne nicht erklären, warum er Sabidius nicht mag, aber durch diese sehr Aussage macht er deutlich, dass es an Sabidius' Wesen liegt - möglicherweise an seiner Aufdringlichkeit oder seinem Charakter. Es ist ein eleganter Zirkelschluss.
(KI)
Sehe ich auch so.
Es ist eine bekannte Erfahrung: Man mag jemanden nicht, kann aber nicht genau sagen,
warum. Er könnte Ähnlichkeit haben mit einen anderen, den man nicht mag.
(unbewusste Übertragung negativer Gefühle oder kurz: „Übertragene Antipathie“)
vgl:
Übertragung (transference):
Man verschiebt Gefühle, die man gegenüber einer Person aus der Vergangenheit hatte, auf eine neue Person, die etwas Ähnliches an sich hat.
Beispiel:
Ein Student hatte einen sehr strengen, oft herablassenden Lehrer.
Später begegnet er einem Dozenten, der ihn durch Stimme oder Mimik an diesen Lehrer erinnert.
Er reagiert sofort mit Misstrauen und Abneigung – nicht wegen des neuen Dozenten, sondern wegen der übertragenen alten Gefühle.
Projektion:
Man schreibt einem anderen Menschen eigene innere Anteile
oder Gefühle zu, die man an sich selbst nicht sehen oder akzeptieren will.
Beispiel:
Jemand ist selbst sehr ungeduldig, will das aber nicht wahrhaben.
Er regt sich bei anderen schnell über deren angebliche Ungeduld auf: „Der kann ja nie stillsitzen!“
Hier wird ein eigenes Merkmal auf den anderen projiziert.
Merksatz:
Übertragung = Gefühle von damals (andere Person) auf heute verschieben.
Projektion = Gefühle von innen (eigene Anteile) auf außen (andere Personen) verlagern.