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Felicitas: Glück durch menschliches Mitwirken – Wie breit ist die Bedeutung? — 1134 Aufrufe
Felix am 14.7.25 um 23:52 Uhr (Zitieren)
„felicitas (das Glück, der glückliche Zustand, sofern er durch Einsicht, Klugheit u. Geschicklichkeit, also durch Mitwirken des Menschen, herbeigeführt wird).“ (Wörterbucheintrag Deutsch-Latein zu »Glück«. Karl Ernst Georges: Kleines deutsch-lateinisches Handwörterbuch. Hannover und Leipzig 1910)

Kann Felicitas jede Art von Glück oder glücklichem Zustand sein, wenn er nur durch irgendein Mitwirken des Menschen herbeigeführt wird?
Zum Beispiel durch die Offenheit einer Person für unerwartete Entdeckungen (Serendipität)?
Oder ist der Begriff „Felicitas“ nur dann korrekt, wenn er in den gleichen Kontexten verwendet wird wie in der klassischen Literatur?

Setzt „Felicitas“ eine Zielsetzung voraus, wie der deutsche Begriff „Erfolg“?

„Erfolg - positives Ergebnis einer Bemühung; Eintreten einer beabsichtigten, erstrebten Wirkung“
(Duden.de. (2025, 14. Juni). Erfolg. Duden. https://www.duden.de/node/41623/revision/1253725)

Herzlichen Dank für eure Rückmeldungen.
Eine KI habe ich schon gefragt.
Re: Felicitas: Glück durch menschliches Mitwirken – Wie breit ist die Bedeutung?
hs35 am 15.7.25 um 8:13 Uhr (Zitieren)
Besser ist es den Lt- Dt-Georges zu betrachten:

fēlīcitās, ātis, f. (felix), I) die Fruchtbarkeit, arboris, Fronto ad amic. 2, 7. p. 195, 8 N.: terrae, Plin. ep. 3, 19, 5: Babyloniae, Plin. 18, 170. – II) übtr., das Beglücktsein, a) die glückliche Lage, die glücklichen Umstände, der glückliche Zustand, das glückliche Gedeihen, das Glück (Ggstz. miseriae), Domitiae familiae peculiaris quaedam f., Vell.: f. imperii, Vell.: rei publicae, Suet.: vocis, glückliches Organ, Quint.: rarā temporum felicitate, unter der seltenen Gunst der Zeiten, Tac.: perpetuā quādam felicitate usus ille excessit e vita, Cic. – Plur., incredibiles felicitates, Cic.: nimiae felicitates, Vell.: bonae felicitates, Ter.: aliorum gaudiis et felicitatibus invidere, Arnob. – personif., Felicitas, das Glück, als Gottheit, die in der 5. Region Roms einen Tempel hatte, der unter Klaudius niederbrannte, Cic. Verr. 4, 4. Suet. Tib. 5. Plin. 34, 69. Augustin. de civ. dei 4, 18 u. 23. Corp. inscr. Lat. 11, 1331: Felicitas publica, Acta fr. Arv. a. 60. Ian. 3. – b) das Glück, der glückliche Erfolg bei Handlungen, Unternehmungen, bes. im Kriege (Ggstz. calamitas), f. Helvetiorum, Caes.: Caesaris, Flor.: prima f. interrogantis, Haupterfolg, Quint.: rerum gestarum, Caes.: diei, Vell.: decem annorum, Liv.: f. magna, Nep.: summa, Caes.: rara, Quint.: nec in Italia meliore felicitate usus, Iustin.: pari felicitate in ea re usus, Nep.: felicitatem fortiter ferre, Quint.: felix fuit, si potest ulla in scelere esse felicitas, Cic.

Felicitas:
Glück im Sinne von Glückseligkeit
Wohlbefinden
Günstige Umstände
Kann ohne vorherige Zielsetzung eintreten
Zufall, göttliche Gunst
Unverdientes Glück
Allgemeine Glückseligkeit

Deutscher „Erfolg“:
Setzt vorherige Absicht/Ziel voraus
Impliziert Anstrengung zur Zielerreichung
Erreichen des gesetzten Ziels
Zielgerichteter Begriff

Lateinische Begriffe für zielgerichteten „Erfolg“:
successus (das Gelingen, Erfolg)
eventus (Ausgang, Ergebnis)
exitus (Ausgang, Erfolg)
Fazit:
Felicitas ist breiter als „Erfolg“ und kann sowohl „Glück“ als auch „Erfolg“
bedeuten, je nach Kontext.
Re: Felicitas: Glück durch menschliches Mitwirken – Wie breit ist die Bedeutung?
Felix am 15.7.25 um 12:22 Uhr (Zitieren)
Vielen Dank, liebe*r hs35 für deine ausführliche und klärende Antwort!
Ich hatte mir aus beiden Wörtebüchern von Georges, lateinisch-deutsch und deutsch-lateinisch, die oben zitierte Stelle herausgesucht, da sie das Mitwirken des Menschen an seinem „Glück“ hervorhebt und damit eine gewisse Nähe zwischem der antiken „Felicitas“ und dem modernen Konzept der Serendipität aufzuzeigen scheint.

Ich frage mich: Ist es zulässig, zwischen diesen beiden Begriffen eine Verbindung herzustellen? Wo mit „Felicitas“ der äußere glückliche Zustand gemeint ist, deuten die erwähnten Eigenschaften „Einsicht, Klugheit u. Geschicklichkeit“ eher auf zielgerichtetes Handeln hin, Serendipität impliziert dagegegen eine ungerichtete Aufmerksamkeit, die es einer Person ermöglicht, günstige Gelegenheiten am Rande wahrzunehmen und zu nutzen.

Ich merke, dass ich die Formulierung „Wie breit ist die Bedeutung“ im Betreff schlecht gewählt habe, denn es geht mir nicht in allererster Linie um die Breite der Verwendung innerhalb der historischen lateinischen Literatur, sondern letztendlich darum, wie „kompatibel“ der Begriff „Felicitas“ in modernen Kontexten ist.
 
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