culilla (cululla), ae, f. (Demin. v. κύλυξ, κύλη), ein tönernes Trinkgefäß für die Dienerinnen der Vesta beim Opfern, Porphyr. Hor. carm. 1, 31, 10; übh. der größere Becher, der Pokal, Hor. carm. 1, 31, 11 u. de art. poët. 434.
Die Angabe im Georges, „ein tönernes Trinkgefäß für die Dienerinnen der Vesta beim Opfern“, gibt lediglich den Inhalt des Porphyrio-Kommentars zu carm. 1, 31, 11 wieder: proprie autem culilae calices sunt quidam fictiles, quibus pontifices uirginesque Vestales in sacris utuntur. Mehr ist zu dem ausschließlich bei Horaz nachweisbaren Wort nicht bekannt.
Auch wenn man mit dem Georges annimmt, dass culilla als Diminutivum zu κύλιξ oder κύλη gebildet wurde, darf man erwarten, dass es ein Femininum ist, da Diminutiva im Lateinischen das Geschlecht ihrer Basis behalten. In Nisbets Kommentar zu carm. 1, 31 wird lediglich eine mögliche Verbindung mit dem älteren Lehnwort culigna (von κυλίχνη) in Betracht gezogen.
PS:
Ich würde mich sehr freuen, wenn du zu dt.-lt. Übersetzungen deinen Sachkommentar abgeben würdest, falls du Zeit und Lust hast.
Re: Übersetzung latein -> deutsch: culullus
filix am 21.4.17 um 19:56 Uhr, überarbeitet am 21.4.17 um 20:01 Uhr (Zitieren)
Die erweiterte Bedeutung entspringt demnach der Überlegung, dass der dives mercator in carm. 1, 31 sich nicht aus Opferschalen, schon gar nicht irdenen, sondern, wie der Vers sagt, goldenen Trinkgefäßen volllaufen lässt.
Ja, seltsam, dass Georges von einem „größeren Becher“ ausgeht (Kochs Horazwörterbuch gar von einem „Humpen“), wo er das Wort doch als Verkleinerungsform ansieht. Man sollte doch meinen, dass es dem Dichter hier zunächst darum ging, die Kostbarkeit des Trinkgefäßes der von sakralen Geräten an die Seite zu stellen, vielleicht auch darum, das ungestrafte Freveln des dis carus ipsis zu illustrieren.
Dieser wird wohl der Grund dafür sein, dass z. B. auch das Wörterbuch zu Horaz von G. A. Koch nur die Form culullus kennt. Augenscheinlich hat einer der beiden Kommentare die Stelle (von den cul-i/u-l(l)-ae/i abgesehen nahezu wortgleich) aus dem anderen übernommen. Der Pseudacro-Ausgabe von Otto Keller zufolge war hier der Porphyrio-Kommentar der ursprüngliche. Auffällig ist, dass der Satz bei Acro im Imperfekt und bei Porphyrio im Präsens steht.
Re: Übersetzung latein -> deutsch: culullus
filix am 22.4.17 um 0:29 Uhr, überarbeitet am 22.4.17 um 11:19 Uhr (Zitieren)
Zu dieser Steigerung des Fassungsvermögens am Text vorbei inspirierte die Interpreten des ausgehenden 19. Jhdts. womöglich die bis heute zirkulierende Karikatur vom reichen - in diesem Fall - Handelskapitalisten, in dessen unersättlicher Gier bei Tisch sich seine ökonomische Natur spiegeln sollte. Das verlangt förmlich nach Humpen & Co: http://www.cartooningcapitalism.com/
Das passte auch ganz gut als Gegenstück zur Stilisierung der antipodischen Figur des Dichters, der eingangs artig sein Trankopfer aus einer gewöhnlichen patera vergießt, an das sich ganz bescheidene Wünsche knüpfen, während der dives mercator aus teurer Gerätschaft in die eigene Kehle ausländische Weine spendet.
Ob es sich, wie Porpyhrio und Pseudo-Arco behaupten, tatsächlich um bei den Vestalinnen verwendetes Kultgerät handelt, muss wohl offen bleiben, gibt es doch auch keine außerliterarischen Zeugnisse dafür: https://books.google.de/books?id=Ya0fAAAAQBAJ&pg=PA54