Re: Prima.Nova - L. 24T
@Brigitte,
in der Tat „conducere“ hat auch die Bedeutung „mieten“.
„et aedes conducit“ -> „Und er mietete das Haus.“ („aedes“ bedeutet eigentlich „Tempel“, steht aber auch für ein prächtiges, großes Wohnhaus).
Und ja, gerade in Rom wohnten 90% der Menschen in Mietskasernen.
Man konnte sich aber natürlich, wenn man das nötige Geld hatte,
auch eine prächtige Villa mieten.
Das Miet- und Pachtrecht war bei den Römer ausserordentlich ausgeprägt.
So unterschied das Römische Recht präzisie zwischen „Besitz“ und „Eigentum“.
Die meisten dieser „Wohnungen“ in den Mietskasernen
bestanden nur aus einem einzigen Raum,
ohne Küche, eigntlich nur zum Schlafen gedacht,
denn das Leben der Römer spielte sich auf den Straßen und Plätzen ab.
Und wie heute, war auch die Wohngegend für die Höhe der Miete
entscheidend.
Die Subura, das Kreuzberg, bzw.
St.Pauli von Rom war das billigste „Viertel“,
auf dem Palatin war es am teuersten (Ich glaube aber nicht,
daß auf den Hügeln Mietskasernen standen.
Wer Handwerker war und ein Ladengeschäft hatte
(Bäcker, Schuster, Schneider etc) hatte meistens eine Wohnkammer
im rückwärtigen Teil des Geschäftes.
Wenn er geschäftstüchtig war, stockte er sein Haus auf und
vermietete eben die oberen Stockwerke an die Tagelöhner.
Es gab natürlich auch Großvermieter, wie der berühmte Crassus,
der dadurch zum reichstem Mann Roms seiner Zeit wurde.
Durch die völlig unkontrollierten „Aufstockungen“ der Mietshäuser,
entstand eine Lage, in der ein ausbrechendes Feuer nicht zu kontrollieren war.
Fast täglich gab es Feuer in Rom.
Wenn man schnell reagierte, brannte nur eine Straße oder ein Viertel nieder.
Das kam in Rom oft vor.
Der Brand von 64 geriet aber außer Kontrolle und so brannten 2/3 der Stadt nieder.
(Nero hatte nichts mit dem Brand zu tun,
im Gegenteil,
er versuchte nach Kräften, den Brand einzudämmen.
Allerdings nutze er die Lagge nach dem Brand aus,
Rom nach seinen Vorstellungen wieder aufzubauen.
Zudem erließ er strenge Bauvorschriften, was bei den Bauherren
natürlich nicht auf Gegenliebe stieß (Häuser nur mit Brandmauern,
begrenzte maximale Anzahl der Stockwerke, etc.).
Daher kamen eben die Gerüchte auf, Nero habe Rom absichtlich in Brand gesetzt,
um seine Pläne zu verwirklichen.
Ansonsten hausten die Menschen dort, wo ein trockenes Plätzchen war.
Einige Viertel in Rom hatten ein nicht unähnliches Aussehen wie die heutigen
Favelas, Slums und andere „Armenviertel“ der Riesenstädte in der dritten Welt.
Sklaven wohnten natürlich unter dem Dach ihres Herrn.
Wenn man als Sklave „Glück“ hatte, wurde man „Hauslehrer“ bei einer
reichen Familie.
Dann wohnte man wenigstens warm und trocken.
Auch handwerklich begabte Sklaven, deren Herr ein wohlhabender
Handwerker war, konnten „besser“ leben als das Gros der Proletarier.