Latein Wörterbuch - Forum
Prima.Nova - L. 24T — 2867 Aufrufe
Brigitte am 30.8.12 um 12:08 Uhr (Zitieren) V
Ich habe eine Sachfrage.

Bei dem Satz: „Et aedes conducit.“ weiß ich nicht, ob ich conducere mit ‚mieten‘ übersetzen kann. War Vermietung damals schon üblich? Wie funktionierte das mit den Wohnungen? Ich weiß, es gab die Reichen, die villas und/oder villas rusticas besaßen, aber das Volk? Populus quomodo habitat? In Wohnblocks oder kleinen Kammern, aber wie war das geregelt? Wem gehörte der Wohnraum und zu welchen Konditionen wurde er bereit gestellt?
Re: Prima.Nova - L. 24T
Arborius am 30.8.12 um 12:15 Uhr (Zitieren) V
K.A., aber ja, die Plebs (nicht der Populus) wohnte in Insulae - die gehörten wohl dem „Erbauer“, d.h. einem reichen Menschen, der mit Mieteinnahmen Geld verdienen wollte.
Re: Prima.Nova - L. 24T
gast am 30.8.12 um 12:51 Uhr (Zitieren) V
Re: Prima.Nova - L. 24T
Brigitte am 30.8.12 um 13:03 Uhr (Zitieren) V
An Arborius:

Danke für den Beitrag! Was heißt ‚K.A.‘? Was ist der Unterschied zwischen plebs und populus? Ich dachte, es gab die Aristokraten, das Volk und die Sklaven, aber ich habe Lücken, die ich offen zugebe (Mut zur Lücke!) :-)
Re: Prima.Nova - L. 24T
Brigitte am 30.8.12 um 13:07 Uhr (Zitieren) V
An Gast:

Danke für den Link. Obwohl das Wörterbuch ausführlich ist, beantwortet es meine Frage aber nicht.
Re: Prima.Nova - L. 24T
Bibulus am 30.8.12 um 15:34 Uhr (Zitieren) VI
@Brigitte,
in der Tat „conducere“ hat auch die Bedeutung „mieten“.
„et aedes conducit“ -> „Und er mietete das Haus.“ („aedes“ bedeutet eigentlich „Tempel“, steht aber auch für ein prächtiges, großes Wohnhaus).

Und ja, gerade in Rom wohnten 90% der Menschen in Mietskasernen.
Man konnte sich aber natürlich, wenn man das nötige Geld hatte,
auch eine prächtige Villa mieten.
Das Miet- und Pachtrecht war bei den Römer ausserordentlich ausgeprägt.
So unterschied das Römische Recht präzisie zwischen „Besitz“ und „Eigentum“.

Die meisten dieser „Wohnungen“ in den Mietskasernen
bestanden nur aus einem einzigen Raum,
ohne Küche, eigntlich nur zum Schlafen gedacht,
denn das Leben der Römer spielte sich auf den Straßen und Plätzen ab.
Und wie heute, war auch die Wohngegend für die Höhe der Miete
entscheidend.

Die Subura, das Kreuzberg, bzw. St.Pauli von Rom war das billigste „Viertel“,
auf dem Palatin war es am teuersten (Ich glaube aber nicht,
daß auf den Hügeln Mietskasernen standen.

Wer Handwerker war und ein Ladengeschäft hatte
(Bäcker, Schuster, Schneider etc) hatte meistens eine Wohnkammer
im rückwärtigen Teil des Geschäftes.
Wenn er geschäftstüchtig war, stockte er sein Haus auf und
vermietete eben die oberen Stockwerke an die Tagelöhner.

Es gab natürlich auch Großvermieter, wie der berühmte Crassus,
der dadurch zum reichstem Mann Roms seiner Zeit wurde.
Durch die völlig unkontrollierten „Aufstockungen“ der Mietshäuser,
entstand eine Lage, in der ein ausbrechendes Feuer nicht zu kontrollieren war.
Fast täglich gab es Feuer in Rom.
Wenn man schnell reagierte, brannte nur eine Straße oder ein Viertel nieder.
Das kam in Rom oft vor.
Der Brand von 64 geriet aber außer Kontrolle und so brannten 2/3 der Stadt nieder.
(Nero hatte nichts mit dem Brand zu tun,
im Gegenteil,
er versuchte nach Kräften, den Brand einzudämmen.
Allerdings nutze er die Lagge nach dem Brand aus,
Rom nach seinen Vorstellungen wieder aufzubauen.
Zudem erließ er strenge Bauvorschriften, was bei den Bauherren
natürlich nicht auf Gegenliebe stieß (Häuser nur mit Brandmauern,
begrenzte maximale Anzahl der Stockwerke, etc.).
Daher kamen eben die Gerüchte auf, Nero habe Rom absichtlich in Brand gesetzt,
um seine Pläne zu verwirklichen.
Ansonsten hausten die Menschen dort, wo ein trockenes Plätzchen war.
Einige Viertel in Rom hatten ein nicht unähnliches Aussehen wie die heutigen
Favelas, Slums und andere „Armenviertel“ der Riesenstädte in der dritten Welt.

Sklaven wohnten natürlich unter dem Dach ihres Herrn.
Wenn man als Sklave „Glück“ hatte, wurde man „Hauslehrer“ bei einer
reichen Familie.
Dann wohnte man wenigstens warm und trocken.
Auch handwerklich begabte Sklaven, deren Herr ein wohlhabender
Handwerker war, konnten „besser“ leben als das Gros der Proletarier.
Re: Prima.Nova - L. 24T
Brigitte am 30.8.12 um 23:33 Uhr (Zitieren) V
Herzlichen Dank, Bibule, für die ausführliche Geschichtslektion über die Wohnkultur und das Leben der Römer. Ich weiß es zu schätzen.

Te saluto et multas gratias ago!
Re: Prima.Nova - L. 24T
ONDIT am 31.8.12 um 9:35 Uhr (Zitieren) IV
Bibulus homo humanissimus est.
 
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