Das „weg“ ist natürlich kein Deutsch. Der Ausdruck „sich wegwagen“ ist eine rahnersche
Fomulierung Marke „Eigenbau“. Aber er will damit schon etwas aussagen: Es geht darum,dass ein Mensch von sich weg-kommt,
also die Angst, etwas Wesentliches von sich aufgeben zu müssen, überwindet, wenn er sich auf einen anderen einlässt. Gerade darauf läuft es hinaus, dass der Mensch nichts verliert, sondern im Gegenteil „profitiert“, wenn er sich ö
ffnet.So ist es z.B. bei vielen die Angst um den eigenen, ohnehin schon hohen Wohlstand, der
sie für die wirkliche, existenzielle Not anderer
blind macht. Unser (egoistisches)Wachstums- und Wohlstandsdenken hat wesentlich dazu beigetragen, dassdie Güter der Welt so ungleich verteilt
sind.Oder nehmen wir die Börsenzockerei, wo mit Billionen Dollars/Euros
etc täglich gehandelt wird nur um des Profits willen, egal wie das für einzelne Betroffene ausgeht. Hohe Zinsen für ohnehin schon fast-bankrotte Staaten, Nahrungsmittelspekulationen, Aktienkurssteigerungen durch Mitarbeiterentlassungen und Preisdruck auf Zulieferer. Man könnte hier endlos weiter aufzählen. Fakt ist: Hier fragt keiner mehr nach den Auswirkungen auf das Wohl der Betroffenen. Hier wagt sich keiner „weg“ von einem Denken, das langfristig allen schadet.
WEGWAGEN heißt in diesem Kontext wohl auch:
Eingefahrene, überholte Denkmuster aufgeben und neue Ansätze zu suchen zum Wohle des Einzelnen und letztlich der Menschheit. Die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit sind gerade ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass es so
nicht weitergehen
kann.Auch der erwähnte,
„dunkle“ Heidegger hat mit seiner Warnung vor der Technologiegläubigkeit andedeutet, dass
Technik allein die eigentlichen Probleme der
Menschheit und des einzelnen nicht löst. Materieller Wohlstand ist wünschenswert, aber
nicht alles (Vgl. dramatischen Anstieg psychischer Krankheiten). Auch Wittgenstein hat sich meiner Erinnerung nach ähnlich geäußert, wenn er feststellt,das mir der Lösung
aller (sprach)philosophischer Probleme die Sinnfrage noch gar nicht berührt ist.
Religionen setzen
hier.Und das hat wesentlich-
auch für Rahner- mit der Frage nach dem Menschen zu tun und den Menschen, wie sie einander begegnen. Die Angst um das eigene Ich, die eigene materielle Situation versperrt vielen den Blick auf das BONUM COMMUNE, zu dem echte Mitmenschlichkeit, dem Zentralanliegen Rahners, als Grundvoraussetzung gehört.
Ich hoffe, mit dieser „Predigt“ ,wie ihr es wahrscheinlich empfindet, konnte ich deutlich
machen, dass Rahner sich sehr viel bei seinen „kryptischen Worten“gedacht hat.
Man muss sie auf dem Hintergrund seines Grundansatzes lesen und der ist inhaltlich gut nachvollziehbar, sprachlich aber höchst gewöhnungsbedürftig,deshalb auch für viele
abschreckend, was ich voll verstehe. Habe selbst so meine Probleme damit.
Spero hoc a vobis recte intellectum iri nec "in
falsas fauces" esse incisurum.