Vielen lieben Dank für die schnelle Antwort. Ich werde einfach alle Buchstaben groß schreiben, denn der Satz soll graviert werden und ein Rechtschreibfehler wäre sehr peinlich.
„pro“ - weit von mir, es zu beanstanden. (Beim Teutates! Beim Georges!)
Des Magengrummelns kann ich mich aber auch nicht erwehren.
Freiheit statt Angst - ...
„libertas pro timore“ mutet mich so an, als sei Freiheit als ein „Lohn der Angst“ erhältlich.
Das liegt an meiner Interpretation der Wendung „quid pro quo“ , die mir einen Tausch von Werten zu betreffen scheint. Was ist der Einsatz, was ist „dafür“ also „stattdessen“ der Gewinn?
Kurz: eine Art Kosten-Nutzen-Rechnung, in der die tauschbaren Werte von gleicher begrifflicher Dimension sind...
[Unbedingt zu vermeiden sind Pannen wie diese: „Wir arbeiten tags statt draußen.“]
Freiheit statt Sicherheit - libertas pro ...
Freiheit statt Bequemlichkeit - libertas pro ...
Freiheit statt Angst:
Es gibt da im Paar Freiheit/Angst m.E. eine begriffliche Reibung, die sich hier an der Frage des Wortgebrauchs von „pro“ vielleicht tiefer erschließen lässt...
Freiheit ist immer auch Freiheit von Angst...
curros Bedenken teile ich - wenn auch sein letzter Satz eine Hypothese, keinen Sachverhalt ausdrückt (viele fürchten ja die Freiheit, auch die Freiheit des Denkens, wegen der damit verbundenen Unsicherheit);
zunächst ist timor wohl nicht das richtige Wort - Furcht hat i.d.R. einen klaren Bezug (ich fürchte etwas), während im Begriff Angst ja gerade die Unbestimmheit liegt.
huc accedit, dass im klass. Latein sehr klar zwischen Attributen und Adverbien unterschieden wird; man müsste bei Verwendung von pro sich also ein hier fehlendes Verbum hinzudenken, das das Bedeutungsspektrum von pro eingrenzt und ohne das eine Rückübersetzung nicht zwingend zur Ausgangsformulierung führt.
Variante:
libertas anxietate liberata
deutsch: „vor“ versus „von“
englisch: „of“ versus „from“
Verdacht (fast: Wette), dass es irgendwo auf der Welt eine Sprache gibt, die für beide Bezüge dasselbe grammatikalische Muster verwendet
(die also dem Altvater Karl Marx ein Pattern böte für seine gern gepflogenen Umkehr-Formulierungen)
Bibule noster qui es in linguistics (sc. bewandert) ...
Re: Libertas vicem timor
Lateinhelfer am 16.11.10 um 23:00 Uhr (Zitieren) II
Die grundsätzliche Frage an den Fragesteller ist doch:
Was will man mit der Aussage allein im Deutschen auusagen:Freiheit statt Angst..........
Ich verstehe die Aussage im Deutschen schon nicht...
@ curro:
aus Deiner Quelle : (freedom)...is not necessarily something that is unambiguously enjoyable - das ist etwa das , was ich meinte - wobei ich mir bewusst war, dass der Fragesteller wohl Anderes im Sinn hatte - daher meine „Variante“, die Du nochmal etwas variierst, und zwar very nice;
ich würde aber umstellen (warum, muss ich Dir nicht erklären):
lucebit anxietate amissa libertas;
quod Bibulum tuum attinet: multas partes peragrat, peregrinatur in linguisticis
Re: Libertas vicem timor
Lateinhelfer am 16.11.10 um 23:35 Uhr (Zitieren) II
@arbiter:
Du hast die grundsätzliche Fragestellung des Petenten auch noch nicht angeschaut ;-)
Re: Libertas vicem timor
Lateinhelfer am 16.11.10 um 23:37 Uhr (Zitieren) III
...außer, dass du Bibulus indirekt beleidigst...
Re: Libertas vicem timor
Lateinhelfer am 16.11.10 um 23:38 Uhr (Zitieren) II
...den ich hier im Forum schon länger als du kenne und der in geschichtlichen antiken Dingen dir ziemlich überlegen ist..
Re: Libertas vicem timor
Lateinhelfer am 16.11.10 um 23:53 Uhr (Zitieren) II
...und überlege dir: hier ist nicht Konkurrenz, Beleidigung...sondern wir arbeiten zusammen ...
@Lateinhelfer,
ja, er hat sich wohl mit dem gebotenen Vorschlag zufrieden gegeben,
ohne die weitere Diskussion weiter zu verfolgen.
Aber dieser Thread ist wiedermal ein schönes Beispiel und Argument für die sogenannten „toten“ Sprachen:
Sie zwingen uns, zu reflektieren und exakt zu formulieren.
(oder es jedenfalls zu versuchen...)
Re: Libertas vicem timor
Lateinhelfer am 17.11.10 um 0:16 Uhr (Zitieren) II
Männer, wieder Fetzen wetzen - und Messer fliegen???
Bitte anfügen zu dürfen:
Luthers „Freiheit eines Christenmenschen“ zielte sicher auch auf Freiheit von unablässigen ablass-baren (sic!) Ängsten...
Man kann in einem Gemeinwesen sich auch um die Freiheit ängstigen - wenn ihre brutale Demontage droht ...
Nein, Männer, peregrinari kann nicht als Schmähung gemeint gewesen sein - da peregrinari doch ein Ausweis von Freiheitlichkeit ist!
Re: Libertas vicem timor
Lateinhelfer am 17.11.10 um 0:20 Uhr (Zitieren) III
@curro:
verstehst du auch die Untertöne der Sprache?
Re: Libertas vicem timor
Lateinhelfer am 17.11.10 um 0:23 Uhr (Zitieren) II
quod Bibulum tuum attinet: multas partes peragrat, peregrinatur in linguisticis....
http://www.zeno.org/Georges-1913/A/peregrinor
darin:
b) v. Pers.: α) geistig gleichs. hinauswandern, -schweifen, cum alii saepe, quod ante pedes esset, non viderent, ille in infinitatem omnem peregrinabatur, Cic.: immensa et interminata in omnes partes magnitudo regionum, in quam se iniciens animus et intendens ita late longeque peregrinatur, ut etc., Cic. –
An dem Aspekt der Fremde erspüre ich die Neugier des Peregrinators, das Sichhinauswagen, das auch mir selbst gelegentlich zu einem Sichzuweithinauslehnen wird. Klar, da kriegt man dann auch mal sein Fett ab (so auch ich). Aber wir sind ja alle Beuys... (um mit ihm höchstselbst zu sprechen)
summa summarum: let the sun shine ...
Re: Libertas vicem timor
Lateinhelfer am 17.11.10 um 1:04 Uhr (Zitieren) II
@currro:
Dazu brauche ich nicht den Georges, um diesen Satz zu verstehen. Aber ich mache mir halt meine Gedanken dazu. Naja.....und trotzdem helfen wir hier weiter und ich repsektiere hier jeden, ob arbiter, Bibulus et al. ohne Resentiments.
@Lateinhelfer: Ging mir auch so; hab' auch nicht gleich zum Georges gegriffen.
Erst dazu brauchte ich den Georges: um den Satz nicht missverstehen zu können/müssen.
Und dann ist er noch interessant gebaut. Und ist in diesem Satz womöglich metrisch etwas im Schwange? Hm...
Metrik leider nein, und versäumt habe ich permultas;
ich war angeregt durch deine Persiflage des Vaterunsers (durch die dein Satz ja nur als Ironie aufgefasst werden konnte), habe meinerseits das Wandern variiert und meinem Hang zum Schmähung nachgegeben...
@arbiter
Persiflage - nicht unbedigt. Anlehnung an ein mir sehr vertrautes Pattern (*), ohne dass Ironie hineinzuzwingen wäre.
Der geistig Wandernde, sich Bewandernde, der schließlich Bewanderte - wo ist die Schmähung, der Schmäh? Lateinhelfer und du wissen da offensichtlich viel, viel mehr als ich, der mal wieder Naive vom Dienst... („ich finde keine Schuld...“)
(*) cuius memor esse olim confessus verbis affectus eram acrissimis - nec iniustis...
die intellektuelle Krönung eines Wahlkampfs der 70er (?) Jahre
Der für diesen Slogan zuständige Kandidat wurde „es“ dann nicht.
Und der deutsche Arbeiter usurpierte nicht die „Villen im Tessin“...