Latein Wörterbuch - Forum
Konj. Futur Passiv — 1576 Aufrufe
Aische am 2.1.17 um 17:07 Uhr (Zitieren)
Wie übersetzt man diesen Satz:

Er fragte, wann das Getreide geliefert werde?

Es gibt ja keinen Konj. für das Futur im Passiv, oder?
Re: Konj. Futur Passiv
viator am 2.1.17 um 18:31 Uhr (Zitieren)
Quaesivit, quando futurum esset, ut frumentum afferretur.
Re: Konj. Futur Passiv
filix am 2.1.17 um 19:01 Uhr (Zitieren)
Quaesivit, quando futurum esset, ut frumentum afferretur.


Diese Umschreibung, die noch immer durch die Grammatiken geistert, galt schon dem ausgehenden 19. Jhdt. als „unlateinisch“: https://archive.org/stream/bub_gb_V5kmAQAAIAAJ#page/n399/mode/2up (insbesondere ab S. 392 unten)
Re: Konj. Futur Passiv
viator am 2.1.17 um 19:10 Uhr (Zitieren)
Re: Konj. Futur Passiv
Ailourofilos am 2.1.17 um 20:05 Uhr (Zitieren) IV
Was ist aus dem Vorsatz des Admins geworden, die Beiträge viators einfach zu löschen? Es fängt ja schon wieder an. Nutzlose Beiträge inklusive „cf.“-Linkhingerotze.

Was haben zwei „Belege“ Quintilians (!) mit filix' Aussage zu tun? An der Rezeptionsbehinderung des alten Mannes scheint sich auch im neuen Jahr nichts geändert zu haben.
Re: Konj. Futur Passiv
filix am 2.1.17 um 23:11 Uhr, überarbeitet am 3.1.17 um 10:10 Uhr (Zitieren) IV
Bei der Regel der Umschreibung eines im Lat. inexistenten Konj. Futur Passiv, die schlicht die fehlende finite Form substituiert, sonst aber keine zusätzliche Bedeutung bietet, erwartete man doch, dass sich mehr als zwei Stellen in der Lit. finden ließen (einmal unabhängig von der Frage, ob dies für den Sprachgebrauch von Cicero und Caesar allein gelten soll oder nicht).

Merkwürdig ist dieser Befund, wie schon das 19. Jhdt. feststellte, insbesondere mit Blick auf die keineswegs seltene infinite Konstruktion „futurum <esse>, ut ...“/„fore, ut ...“. Dem gegenüber stehen im verlinkten Text behandelte alternative Ausdrucksmöglichkeiten mit Belegen bei ind. Fragesätzen/quin-Sätzen in Abh. von einem nicht im Futur stehenden übergeordneten Satz.

Die für die Diskussion relevante Stelle aus Quintilian „si quaeretur an utique futurum sit ut Carthaginem superent Romani“ zeigt zudem, dass hier besagte Umschreibung auftritt, obwohl die coniugatio periphrastica eigentlich offensteht. Weder liegt Passiv vor, noch kann von „superare“ kein PFA gebildet werden.

Der Frage, weshalb der Autor hier eine im Licht der Regeln nicht zwingende Möglichkeit wählt und wie diese den Sinn modifiziert, geht der Aufsatz The Development of Fore/Futurum Ut from Ovid to Festus: A Study in Semantic Change and Its Basis in Discourse Situation, der die gewöhnlich in Grammatiken verbreitete Ansicht, bei „futurum <esse>/fore, ut ...“ handle es sich stets um eine bedeutungsindifferente Periphrase der Inf. Fut. Akt./Pass., revidiert, nach: http://www.jstor.org/stable/295244?seq=13#page_scan_tab_contents
(Frei zugänglich nach Anmeldung)
Re: Konj. Futur Passiv
Lateinhelfer am 3.1.17 um 19:09 Uhr (Zitieren) II
Re: Konj. Futur Passiv
Aische am 4.1.17 um 10:05 Uhr (Zitieren)
Vielen Dank für die ausführlichen Erklärungen. :))
 
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Bei der Regel der Umschreibung eines im Lat. inexistenten Konj. Futur Passiv, die schlicht die fehlende finite Form substituiert, sonst aber keine zusätzliche Bedeutung bietet, erwartete man doch, dass sich mehr als zwei Stellen in der Lit. finden ließen (einmal unabhängig von der Frage, ob dies für den Sprachgebrauch von Cicero und Caesar allein gelten soll oder nicht).

Merkwürdig ist dieser Befund, wie schon das 19. Jhdt. feststellte, insbesondere mit Blick auf die keineswegs seltene infinite Konstruktion „futurum <esse>, ut ...“/„fore, ut ...“. Dem gegenüber stehen im verlinkten Text behandelte alternative Ausdrucksmöglichkeiten mit Belegen bei ind. Fragesätzen/quin-Sätzen in Abh. von einem nicht im Futur stehenden übergeordneten Satz.

Die für die Diskussion relevante Stelle aus Quintilian „si quaeretur an utique futurum sit ut Carthaginem superent Romani“ zeigt zudem, dass hier besagte Umschreibung auftritt, obwohl die coniugatio periphrastica eigentlich offensteht. Weder liegt Passiv vor, noch kann von „superare“ kein PFA gebildet werden.

Der Frage, weshalb der Autor hier eine im Licht der Regeln nicht zwingende Möglichkeit wählt und wie diese den Sinn modifiziert, geht der Aufsatz The Development of Fore/Futurum Ut from Ovid to Festus: A Study in Semantic Change and Its Basis in Discourse Situation, der die gewöhnlich in Grammatiken verbreitete Ansicht, bei „futurum <esse>/fore, ut ...“ handle es sich stets um eine bedeutungsindifferente Periphrase der Inf. Fut. Akt./Pass., revidiert, nach: http://www.jstor.org/stable/295244?seq=13#page_scan_tab_contents
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