Publius et Philippus forum petunt et aedificia spectant; multitudinem hominum aspiciunt. Publius und Philippus suchen den Marktplatz auf und betrachten die Gebäude; sie erblicken eine große Zahl von Menschen.
Tum Philippus Publium orat: „Nunc Alexandro magistro donum emere cupio. Magister linguam Latinam2 scit, itaque librum poetae Romanorum emere cupio.“
Dann bittet Philippus Publius:“Nun will ich dem Lehrer Alexander ein Geschenk kaufen. Der Lehrer kennt die Lateinische Sprache, deshalb will ich ein Buch eines Dichters der Römer kaufen.“
Comites ad tabernam Athenodori contendunt. Die Begleiter eilen zum Laden des Athendorus.
Athenodorus amicis libros ostendit.
Athendorus zeigt den Freunden Bücher
Mercator Philippum rogat: „Cupisne librum Ovidi poetae emere?“ Der Händler fragt: “Willst du ein Buch des Ovid kaufen?“
Philippus librum sinistra capit et Publio ostendit. Philippus ergreift das Buch mit der linken Hand und zeigt es Publius.
Publius librum corripit et carmina Ovidi
legere instituit … et legit … et legit et ….
Publius nimmt das Buch und beginnt zu lesen...und ließt...und ließt...und ließt....
Athenodorus rogat: „Cupisne libros legere an emere?“ Athendorus fragt: „Willst du das Buch lesen oder kaufen?“
Comites rident et Philippo placet librum Ovidi poetae emere. Die Gefährten lachen und Philippus gefällt das Buch des Dichters Ovid zu kaufen.
Tum Publius Philippo forum monstrare cupit. Dann will Publius Philippus den Marktplatz zeigen.
Primo amicum ad curiam ducit. Zuerst führt er den Freund zum Rathaus.
Publius: „Ecce! Eo senatores conveniunt.“
Publius (sagt): „Schau! Dort kommen Senatoren zusammen.“
Philippus: „Quid faciunt senatores?“
Philippus (fragt): „Was --- die Senatoren?“
Publius: „Senatores orationes de urbe et provinciis, de bello et pace habent.“ Publius sagt: „Die Senatoren halten Reden über Stadt und Provinzen, über Krieg und Frieden.“
Es ist nicht auszuschließen, dass die Verfechter der Schreibung „ließt“ gerade die heute regelkonforme als Abweichung vom Stammprinzip ansahen, da ja das stammauslautende -s- ohne Spur mit der Personalendung verschmolzen wird, so dass im Schriftbild keine Differenzierung zwischen 2. und 3. Pers. Sing. realisiert wird.
(Adelung empfahl übrigens die Schreibungen „lieſeſt“ und „lieſ’ſt“, um eine stimmhafte Aussprache des s-Lautes zu gewährleisten.)
Re: a
filix am 6.6.16 um 23:14 Uhr, überarbeitet am 6.6.16 um 23:15 Uhr (Zitieren)
Ja, es ist eine Art Kompromiss - während (hist.) „ließt“ (von „lesen“) ausschließlich am Lautprinzip orientiert ist, entscheidet sich „liest“ für die Schnittmenge der stimmhaftes und stimmloses [s] repräsentierenden Zeichen. Der Lautwert des Stamms geht zwar unter, das Zeichen bewahrt jedoch sozusagen die alternative Ausspracheoption als Reminiszenz seiner Herkunft.
filix am 8.6.16 um 12:34 Uhr, überarbeitet am 8.6.16 um 12:37 Uhr (Zitieren)
Interessant - offensichtlich reflektiert die schon im 16. Jhdt. auftretende Nebenform nießen (so z. B. Pictorius 1566 Leibsarzn. 7b nach Kluge) diese Aussprachevarietäten.
Auf der Seite der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch gibt es übrigens eine Online-Datenbank mit Modellsprechern bzw. -innen aus allen drei deutschsprachigen Ländern inkl. phonetischer Transkription: http://www.adaba.at/