... und denken ist „cogitare“,
allerdings beinhaltet das Lateinische „cogitare“
sowohl „denken“ als auch „Erkenntnis gewinnen“,
und das beißt sich mit „glauben“.
Somit schließt sich das eine dem anderen aus.
Entweder denkt man (gewinnt Erkenntnis),
oder man glaubt (dazu braucht es keine Erkenntnis).
mit „Weiterdenken“ ist gemeint:
über den Alltag hinaus, auch über den Tod hinaus. Es geht um die Sinnfrage, auf die der Glaube Antworten zu geben versucht. Dabei geht es für uns nicht nur um rationale Erkenntnis.Für uns schließen sich Glaube und
Vernunft/Erkenntnis nicht aus.
Ich weiß allerdings, dass viele das anders sehen.Zu denen gehören offenbar auch Sie.
Vielleicht hat dennoch jemand eine Idee?
Es ist ausgeschlossen, daß unser Glaube den Verzicht auf vernunftgemäße Erklärung oder vernunftgemäßes Forschen verlangt. Denn wir können nicht glauben, wenn wir nicht vernünftigbegabte Seelen hätten. Wenn es also ein Vernunftgebot ist, daß bei gewissen erhabenen Dingen, die wir noch nicht begreifen können, der Glaube der Vernunft vorausgeht, so geht auch ohne Zweifel ein bißchen Vernunft, die uns dieses lehrt, dem Glauben voraus.“ [1]
Joseph Ratzinger
Der Glaube setzt die Vernunft voraus und vervollkommnet sie, und die vom Glauben erleuchtete Vernunft findet die Kraft, sich zur Erkenntnis Gottes und der geistlichen Wirklichkeiten zu erheben.“ [6]
Augustinus
FIDES ET RATIO binae quasi pennae videntur quibus veritatis ad contemplationem hominis attollitur animus. Deus autem ipse est qui veritatis cognoscendae studium hominum mentibus insevit, suique tandem etiam cognoscendi ut, cognoscentes Eum diligentesque, ad plenam pariter de se ipsis pertingere possint veritatem
IOANNIS PAULI PP. II
SUMMI PONTIFICIS
LITTERAE ENCYCLICAE
FIDES ET RATIO
Offenbar geht es Stefan um eine ‚transrationale Erkenntnis‘. Darüber kann man schlecht reden, sondern sollte es eher so halten, wie es der von arbiter in diesem Zusammenhang gerne zitierte Wittgenstein empfiehlt.
Ich finde die Diskussion interessant.
Aber eigentlich wollte ich eine Übersetzung und keine (sprach)philosophische Diskussion.
Offenbar scheitert es daran, dass das Verb „ weiter denken“ in meinem Sinne nicht übersetzbar ist.
Vielleicht könnte jemand übersetzen:"über
das Alltägliche hinaus denken"
@ stefan: Also mein Freund, wenn du es wirklich ganz hart möchtest:
„Fides summa ratio (est)!“ Der Glaube ist die höchste Vernunft...
@ arbiter: Große Denker wie Ratzinger, Augustinus und den sel. JPII als Esoteriker zu bezeichnen - ist zum Einen unter der Gürtellinie und zeugt zum Anderen von einer enormen Enge des Denkens ... Weiterdenken wird da unmöglich ...
Für die Griechen unter euch ... und für die Möchtegern-Aufklärer:
Bibulus bezeichnet Glauben als etwas, das keine Erkenntnis benötigt - das wäre der „Mythos“ .
Das Denken ist für ihn von Erkenntnis abhängig ... (klingt sehr nach Höhlengleichnis) - d.h. „Logos“ ... Interessant ist, dass der Evangelist Johannes und damit das komplette Christentum Jesus Christus = Gott als „logos“ bezeichnet, als Weltprinzip ...
Das Christentum als Vernunftfeind entbehrt also jeder Grundlage.
Es genügt doch nicht, daß man sich auf ein Prinzip beruft! Sonst wäre ja newspeak à la Orwell ein Beleg für irgendetwas. Man muß dieses Prinzip auch praktizieren. Und da fällt mir schon auf, daß Jesus nirgends argumentiert - nichteinmal, wenn er einen Satz mit γάρ einleitet; und daß er an keiner Stelle das kritische, rationale, begründende Denken lobt. Wo steht bei ihm: „Prüft genau, was ich euch sage! Glaubt mir nicht blind! Achtet auf meine Argumente und diskutiert sie! Wenn ich euch nicht überzeuge, dann folgt mir nicht!“?
Nein, das klingt ganz und gar nicht nach Jesus!
@bobibu
Zitat: Esoterik (von griechisch ἐσωτερικός esōterikós „innerlich“, „dem inneren Bereich zugehörig“) ist in der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs eine Lehre, die nur für einen begrenzten „inneren“ Personenkreis zugänglich ist - und mir nicht, in der Enge meines begrenzten Verstandes befangen, der Geschichten über Parthenogenese, Trinität, Auferstehung des Fleisches usw. einfach nicht nachvollziehen kann; hinderlich sind da auch die logos-mäßig angewandten (!) Kenntnisse über deren Entstehung und ihren historischen background.
Lächerlich ist, die beiden papas zu den großen Philosophen zu zählen (sie werden auch kaum in einer Philosophiegeschichte auftauchen) - Augustin hat selbiges vor allem dem Mangel an zeitgenössischen Alternativen zu verdanken, und natürlich der jahrhundertelangen Lobbyarbeit von Deinen Leuten.
Heute sind die Bedingungen aber nicht mehr so, dass man den Menschen per Zwangskonsum ein ungenießbares, aber kostenträchtiges Produkt aufdrängen kann - und Ratzinger, der ein neues Marketing-Konzept oder ein denkbares relaunching ablehnt, setzt weiter auf die bewährte Methode der Bewußtseinsspaltung (erzähl weiter von Deinen Erfahrungen damit).
Mein Anliegen ist doch nur, dass akzeptiert wird, dass der Glaube nicht als irrational verächtlich gemacht werden darf, da sich zumindest der christl. Glaube zutiefst rational gestaltet.