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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ganz großes Kino in Alexandria #5 (701 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 27.09.2019 um 23:41 Uhr (Zitieren)
Der Schluß des Berichtes:
Dann kamen Neger, die Tribute brachten, sechshundert Elefantenzähne, zweitausend Ebenholzbalken, sechzig Mischkrüge voll Gold- und Silbermünzen und Goldstaub.
Die Parade wurde fortgesetzt von Jägern mit vergoldeten Jagdspießen. Sie führten zweitausendvierhundert Hunde mit, indische, hyrkanische, Molosser und andere. Dann kamen hundertfünfzig Männer mit Stangen, an denen die verschiedenartigsten erbeuteten Tiere und Vögel hingen. Sodann trug man in Käfigen Papageien, Pfauen, Perlhühner, Fasanen und afrikanische Vögel vorbei, alle in großer Zahl.
Nach der Aufzählung vieler anderer Tiere fügt der Bericht noch hinzu: hundertdreißig äthiopische Schafe, dreihundert aus Arabien, zwanzig aus Euboia, sechsundzwanzig ganz weiße indische und acht äthiopische Stiere, eine große weiße Bärin, vierzehn Leoparden, sechzehn Panther, vier Luchse, drei Pantherjunge, einen Strauß, ein äthiopisches Rhinozeros.
Dann folgte auf einem vierrädrigen Wagen eine Darstellung des Dionysos, wie er vor der Verfolgung durch Hera am Altar der Rhea Zuflucht gesucht hatte, mit einem goldenen Kranz, zu seiner Seite Priapos mit goldenem Efeukranz. Das Standbild der Hera hatte ein goldenes Diadem.
Dann Statuen des Alexander und Ptolemaios [I.] mit goldenen Efeukränzen, neben Ptolemaios die Verkörperung der Tugend [Ἀρετή] mit goldenem Ölbaumkranz. Auch Priapos stand dabei mit goldenem Efeukranz. Bei Ptolemaios stand auch die Verkörperung der Stadt Korinth mit goldenem Diadem.
Neben diesen allen war[en] ein Pokalständer voller Goldgefäße und ein Mischkrug, der fünf Eimer faßte.
Diesem Wagen folgten reichgekleidete und geschmückte Frauen, die die Städte darstellten, die den Persern untertan gewesen waren, in Ionien und die übrigen Griechenstädte in Asien und auf den Inseln. Alle trugen sie goldene Kränze. Auf weiteren Wagen wurde ein neunzig Ellen langer goldener Thyrsos mitgeführt und eine silberne Lanze von sechzig Ellen, ein hundertzwanzig Ellen langer Phallos von Gold, bunt bemalt und mit vergoldeten Bändern geschmückt, an der Spitze einen goldenen Stern mit einem Durchmesser von sechs Ellen.
Von den zahlreichen, vielfältigen Dingen des Festzuges, von denen der Bericht erzählt, haben wir nur jene ausgewählt, an denen es Gold und Silber gab. Denn es gab noch viel Erwähnenswertes, Tiere in Mengen, Pferde und vierundzwanzig riesige Löwen.

Der 120 Ellen lange Phallus dürfte der Clou sein. Eine solche Verherrlichung männlicher Präpotenz dürfte heute kaum noch möglich sein.
Re: Ganz großes Kino in Alexandria #5
filix schrieb am 28.09.2019 um 11:34 Uhr (Zitieren)
Eine solche Verherrlichung männlicher Präpotenz dürfte heute kaum noch möglich sein.

In Japan z.B. wird beim Kanamara-Matsuri ein rosa Riesenphallus herumgetragen. Interessanterweise ermöglicht der längst karnevaleske Eventcharakter des Festes sogenannten Randgruppen, die man sonst nicht hinter einem heteronormativen Dominanzsymbol erwarten würde, sich öffentlich zu zeigen und zu inszenieren:

https://theculturetrip.com/asia/japan/articles/how-to-celebrate-kanamara-matsuri-tokyos-penis-festival/

PS: Bei großzügiger Handhabung der Lebensdaten könnte der abgemagerte Philetas noch in der Menge stehen oder hat er gar einen eigenen Wagen?
Re: Ganz großes Kino in Alexandria #5
Γραικίσκος schrieb am 29.09.2019 um 14:05 Uhr (Zitieren)
"Karnevalesker Eventcharakter des Festes": Kann man die Umzüge zum Christopher Street Day damit vergleichen?

Nicht, indem sie nicht einem Gott gewidmet sind - aber doch einem Kult, oder?
Re: Ganz großes Kino in Alexandria #5
filix schrieb am 30.09.2019 um 01:51 Uhr (Zitieren)
Der CSD hat(te) genuin gesellschaftspolitischen Charakter (und erinnert ein konkretes historisches Ereignis), während das Kanamara-Matsuri ein shintoistisches Volksfest ist, das auf einer Legende beruht, die u.a. eine kollektive Phantasie (vagina dentata) bedient. Beiden gemeinsam ist m.E., dass sie zu einer kommerziellen Attraktion, einem karnevalesken Event geworden sind, in der die ursprüngliche Bedeutung in den Hintergrund tritt. Im Fall des CSD wird das oft als Schwächung und Unterminierung des transportierten Anliegens wahrgenommen, während beim Kanamara-Matsuri diese Aufweichung des religiösen Festcharakters es allem Anschein nach sexuality and gender identity-based cultures erst ermöglicht, Öffentlichkeit zu beanspruchen.

Bei der ptolemäischen Leistungsschau scheint die herrschaftlicher Selbstinszenierung alle anderen Aspekte absorbiert zu haben.
 
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