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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ein Theoriedefizit der Antike: Volkswirtschaft (527 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 27.09.2019 um 16:05 Uhr (Zitieren)
Zu vielen Wissenschaften hat die Antike die Grundlagen geschaffen. Anscheinend gibt es da eine wichtige Ausnahme:
Über bescheidene Anfänge - nachzulesen im ersten Buch der Politik des Aristoteles - war die volkswirtschaftliche Theoriebildung von Griechen und Römern ohnehin nicht hinausgelangt.

Michael Sommer: Die Soldatenkaiser. Darmstadt 2004, S. 108)

Als volkswirtschaftliche Abhandlung ist das 1. Buch der Politik ein sehr bescheidener Anfang; ich denke da eher an Xenophons ökonomische Schriften. Cato Censor und Columella liefern nur betriebswirtschaftliche Überlegungen - mit viel Empirie und wenig Theorie.
Es hat, wie es scheint, in der Antike weder eine irgendwie systematische Wirtschafts- noch eine Finanzpolitik gegeben.
Selbst die gelegentliche Erlassung von Steuerschulden wurde eher als eine karitative Maßnahme verstanden denn als Mittel zur Stimulierung des Marktes. Man darf sogar bezweifeln, daß der Zusammenhang von Münzverschlechterung und Inflation durchschaut wurde.
Re: Ein Theoriedefizit der Antike: Volkswirtschaft
Γραικίσκος schrieb am 29.09.2019 um 14:28 Uhr (Zitieren)
Die Frage reizt mich noch: Hat man die Verbindung von Münzverschlechterung und Inflation gekannt?

Der Kaiser hat nicht genügend Geld, um seine Soldaten zu bezahlen (z.B. ein Donativ), möchte sie aber nicht verstimmen. Er läßt daher den Edelmetallgehalt herabsetzen und mehr Münzen prägen.
Nun konnte man ja m.W. den Edelmetallegehalt prüfen, d.h. unbemerkt wird dieser Vorgang nicht geblieben sein; auch werden nicht alle, die in der Prägestelle gearbeitet haben, den Mund gehalten haben.

Wenn jetzt ein Soldat in der Taverne gezecht hat, dann mag der Wirt sich gedacht haben: Von diesem minderwertigen Geld verlange ich mehr für ein Amphörchen Salerner!
Das ist der entscheidende Schritt zur Inflation.

Oder: Es müßte jemand beobachtet haben, daß in den verflossenen zehn Jahren die Preise für alle Arten von Waren gestiegen sind, und sich nach dem Grund gefragt haben.
Eine Mißernte? Gab es nicht. Davon hätte man gehört. Warum also dann?

Darauf zu kommen, erscheint mir nicht anspruchsvoller, als den Zusammenhang zwischen Geschlechtsverkehr und Schwangerschaft zu entdecken - was, wie es heißt, die Aborigines beim Auftauchen der Weißen nicht wußten, aber doch die Griechen und Römer.
Re: Ein Theoriedefizit der Antike: Volkswirtschaft
Platon schrieb am 29.09.2019 um 15:28 Uhr (Zitieren)
 
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