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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Spielen (511 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 25.08.2019 um 14:00 Uhr (Zitieren)
In seinen Philosophischen Untersuchungen (Zf. 61) will Ludwig Wittgenstein eine bestimmte, seit Platon in der Metaphysik herrschende Annahme widerlegen: daß nämlich immer dann, wenn wir verschiedene Dinge oder Vorgänge mit demselben Wort (Prädikat) bezeichnen, all diesen Dingen etwas gemeinsam sein muß, weil wir sie andernfalls nicht gleich bezeichnen würden. So gelangt die Metaphysik zur Annahme einer Idee (ἰδέα) oder eines Wesens (οὐσία).

Wittgenstein widerlegt dies am Beispiel des Wortes "Spiel":
Sag nicht,: "Es muß ihnen etwas gemeinsam sein, sonst hießen sie nicht 'Spiele'" - sondern schau, ob ihnen allen etwas gemeinsam ist. - Denn wenn du sie anschaust, wirst du zwar nicht etwas sehen, was allen gemeinsam wäre, aber du wirst Ähnlichkeiten, Verwandtschaften, sehen, und zwar eine ganze Reihe.

So gelangt Wittgenstein zu seinem Konzept der "Familienähnlichkeiten" im "Sprachspiel" (Sprachspiel!).

Ich frage mich, ob diese Argumentation im Altgriechischen überhaupt funktionieren würde, denn für das, was wir Spiel (ggfs. plus Zusatz) nennen, gibt es im Griechischen ganz verschiedene, meist gar nicht verwandte Wörter:
- ὁ φθόγγος, τὸ μέλος: das Spielen eines Instruments
- ἡ αὔλησις, τὸ αὔλημα: das Flötespielen
- ὁ κιθαρισμός, τὸ κιθάρισμα: das Zitherspielen
- τὸ ψάλμα: das Spielen eines Saiteninstruments
- τὸ παίγνιον, ἡ παιγνιά, ἡ παιδιά, ἡ διατριβή: das Spielen zum Zeitvertreib
- τὸ παίγνιον, ἡ κυβεία: das Glücksspiel
- οἱ ἀγῶνες, τὰ ἀγωνίσματα, οἱ ἆθλοι: die öffentlichen Wettkampfspiele
- τὰ Ὀλύμπια: die Olympischen Spiele

Auch im Englischen gibt es sehr unterschiedliche Bezeichnungen für das, was wir "Spiel" nennen: play, game, match, gamble, performance.

Das Wort "Spiel" ist obendrein kein singulärer Fall, denn bei "Liebe" steht es ebenso: ἔρως, ἀγάπη, φιλία.
Re: Spielen
Γραικίσκος schrieb am 25.08.2019 um 14:10 Uhr (Zitieren)
Das Wort „Sprachspiel“ hat im Altgriechischen hingegen keine Entsprechung. Ergäbe es dort überhaupt einen Sinn?
Re: Spielen
Γραικίσκος schrieb am 25.08.2019 um 14:13 Uhr (Zitieren)
Ich meine, so wie Wittgenstein "Sprachspiel" verwendet: als Lebensform.
Re: Spielen
Γραικίσκος schrieb am 25.08.2019 um 14:32 Uhr (Zitieren)
Korrektur: Es ist Zf. 66 in den PU.
Re: Spielen
filix schrieb am 26.08.2019 um 19:50 Uhr (Zitieren)
Ich würde sagen, dass von den antiken Begriffen am ehesten die in Frage kommen, die in antiken Sprachspielen einen deutlichen Bezug zu verbindlicher Regelhaftigkeit bei offenem Ausgang haben, wobei weder das aleatorische Moment (Sprache ist kein Würfelspiel) noch das agonale Moment (Sprache ist kein Wettlauf) dominieren dürfen, auch die ästhetische Dimension sollte zweitrangig (Sprache ist nicht nur regelhafte Produktion von Schönem), die soziale Zugangsschwelle zu bzw. Kompetenzanforderungen bei diesen Spielen niedrig sein (Sprache steht mehr oder minder allen offen, nicht nur Auserwählten oder Spezialisten), um ihrerseits in einem hypothetischen philosophischen Sprachspiel als theoretische Beschreibung antiken Zuhörern vorgestellt werden zu können.
 
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