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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Verschrobene Altertumsforscher und Anmerkungshuber (402 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 09.05.2013 um 16:41 Uhr (Zitieren)
Unsere hochnäsigen Kritiker, grammatischen Kleinigkeitskrämer, Annotatoren und verschrobenen Altertumsforscher graben alle Überreste des Geistes aus dem Schutt der antiken Literatur aus. Dabei halten sie aber jeden für einen Narren, der an den Ausgaben der anderen nichts auszusetzen findet. Sie korrigieren Kollegen, erhitzen sich über frostigen Problemchen, zermartern ihr Hirn, um herauszufinden, wie viele Straßen es in Rom, wie viele Häuser, Tore, Türme es im Lande Homers gegeben habe, wer Aeneas' Mutter, Niobes Tochter gewesen sei, ob Sappho nicht besser war als ihr Ruf und ob das Ei oder die Henne zuerst existiert habe. [...] Dabei verraten und besudeln sie viele Bücher guter Autoren mit ihren absurden Kommentaren, diesen Latrinen der Besserwisserei [...]. Solche vertrottelten Anmerkungshuber, die sich ihren Geist darin beweisen, andere zu bekritteln, durchwühlen mit Bienenfleiß die alten Abfallhaufen und ziehen ein Manuskript allen Schätzen der Erde, ja sogar dem Evangelium selbst vor. Mit ihren Streichungen, Lesarten, textkritischen Apparaten und Ausgaben letzter Hand, mit Emendationen und Annotationen machen sie die Bücher teuer, sich selbst lächerlich und erweisen niemandem einen Dienst. Aber wenn jemand ihnen entgegenzutreten und zu widersprechen wagt, werden sie tollwütig und greifen zu den Waffen.

[Robert Burton: Anatomie der Melancholie (1621), herausgegeben und übersetzt von Ulrich Horstmann. Zürich/München 1988, S. 121 f.]
Re: Verschrobene Altertumsforscher und Anmerkungshuber
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 09.05.2013 um 17:44 Uhr (Zitieren)
Was für eine hübsche Beschreibung für die Sumpfblüten des Wissenschaftsbetriebes ;-))

Ich möchte nicht mißverstanden werden: Besagter Betrieb treibt bei weitem nicht nur / nicht vor allem solche Blüten!
Aber ein gesunder Verriß ist doch was Schönes ... ;-)
Re: Verschrobene Altertumsforscher und Anmerkungshuber
Γραικίσκος schrieb am 09.05.2013 um 18:13 Uhr (Zitieren)
Dafür, daß sie die Bücher teuer machen, kann ich ein aktuelles Beispiel geben: Band 22 der Gesammelten Werke Hegels, soeben erschienen und ein durch & durch anmerkungshuberisches Werk, enthaltend Hegels Exzerpte und Randbemerkungen in den Büchern seiner Bibliothek, kostet 478 Euro! Ein einziges Buch. Von diesem Betrag müssen viele Menschen einen Monat lang leben. Aber auch ein Textphilologe hat dafür wohl etliche Zeit in Arbeit & Brot gestanden.
Re: Verschrobene Altertumsforscher und Anmerkungshuber
Γραικίσκος schrieb am 09.05.2013 um 18:32 Uhr (Zitieren)
Vielleicht weiß ja irgendjemand, wozu die Welt eine Kenntnis von Hegels Exzeprten benötigt; ich weiß es nicht. Schon die Publikation sämtlicher erhaltenen Vorlesungsmitschriften seiner Schüler macht mich etwas nervös, auch wenn diese Bände 100 Euro billiger (ich scheue das Wort 'preiswerter') sind.
Re: Verschrobene Altertumsforscher und Anmerkungshuber
Γραικίσκος schrieb am 09.05.2013 um 18:33 Uhr (Zitieren)
Exzerpten ...
 
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