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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Schöpfungsmythos (948 Aufrufe)
ψαλτήριον schrieb am 17.01.2013 um 12:34 Uhr (Zitieren)
Eigentlich wollte ich kein neues Thema aus meinem gleich folgenden Beitrag machen, aber der vorausgehende Thread ist schon lang genug und am Ende etwas abgeschweift, obwohl man die hier bekannten Zwillinge ja durchaus als Geschöpfe bezeichnen könnte! ;-))

Also: Ich lese gerade über die Ergüsse von Epikur und bin ganz schön überrascht, denn einer der Sätze lautet: Mundus ergo non a deis creatus est, a deis non regnatur. Casus mundum finxit ex infinito numero atomorum.

Epikur war seiner Zeit wohl weit voraus. Allerdings ist mir unklar, weshalb er zuvor behauptet, dass die Menschen ein göttliches Aussehen hätten, denn wäre dem so, woher käme die Ähnlichkeit, wenn der Mensch seiner Meinung nach das Produkt zufällig zusammenspielender Atome ist?

In diesem Zusammenhang würde mich auch interessieren, wie sich Platon die Entstehung des Kugelmenschen vorstellte, falls er sich darüber Gedanken machte.
Re: Schöpfungsmythos
Γραικίσκος schrieb am 17.01.2013 um 18:32 Uhr (Zitieren)
Nur zum letzten Thema: Der Mythos der Kugelmenschen ist innerhalb des "Symposion" eine Art komödiantischer Einlage - von Aristophanes erzählt! - und nicht ganz ernst zu nehmen. Platons (Sokrates') eigene, eigentliche Ansicht über die Entstehung der Liebe findet sich an späterer Stelle im "Symposion", wo Sokrates die Erzählung der Diotima wiedergibt.
Vielleicht hat die Auffassung, wir seien nur 'halbe Menschen', sofern wir nicht in der Liebe ein Gegenstück finden, einen ernstgemeinten Aspekt.
Re: Schöpfungsmythos
ανδρέας schrieb am 17.01.2013 um 19:24 Uhr (Zitieren)

Epikur fand wohl nichts besonderes daran, dass die Götter den Menschen ähnlich sehen, weil sie ja auch weit abweichende Eigenschaften hatten. Esel und Pferde sehen sich ja auch ähnlich und unterscheiden sich deutlich in ihren Eigenschaften.

Übrigens ist der diesbezügliche Wiki-Artikel über "Kugelmenschen" ausführlich und erhellend.
Re: Schöpfungsmythos
ψαλτήριον schrieb am 17.01.2013 um 21:08 Uhr (Zitieren)
Danke für die Beiträge!

Dass der Kugelmenschen-Mythos nur zur Unterhaltung innerhalb eines Gelages bestimmt war, wusste ich nicht. Das Symposium habe ich aber mal gelesen.

Wenn ich über das Los des Menschen so nachdenke, sind wir schon in einer vertrackten Situation: Einerseits mussten wir uns durch die geschlechtliche Fortpflanzung einen Vorteil in der Evolution verschaffen, andererseits sind wir dadurch verdammt, uns ein Gegenstück zu suchen, was mir kein leichtes Spiel zu sein scheint, wenn man nicht multikompatibel ist.

Die Überlegungen zum Erscheinungsbild des Menschen finde ich auch interessant. Das würde andererseits heißen, dass Außen und Innen nicht notwendigerweise korrespondiert.
Re: Schöpfungsmythos
Γραικίσκος schrieb am 17.01.2013 um 21:37 Uhr (Zitieren)
Ich bin sehr skeptisch eingestellt gegenüber jeder biologischen Erklärung von Liebe. Das komplexe Phänomen Liebe auf eine evolutionär entscheidende Fortpflanzungsfunktion zurückzuführen, wird diesem Phänomen in keiner Weise gerecht. Ein Großteil dessen, was Liebe ausmacht, hat mit Fortpflanzung schlicht nichts zu tun.
Das wurde hier schon einmal diskutiert, und ich habe damals den Standpunkt vertreten (vertrete ihn noch heute), daß wir Menschen Einsamkeit scheuen und in einem umfassenden (geistigen, körperlichen) Kontakt mit anderen unseren Bedürfnissen am ehesten entsprechen. Mytholgisch gesprochen: Alleine sind wir nicht vollständig. Ich und Du - Du und ich, das ist Menschsein.
Fortpflanzung, das ist ein ganz anderes und bei weitem nicht so elementar notwendiges Spiel.
Re: Schöpfungsmythos
arbiter schrieb am 17.01.2013 um 22:50 Uhr (Zitieren)
Widerspruch:
Wenn etwas elementar notwendig ist, dann die Fortpflanzung bzw. die Sicherung des Überlebens der eigenen Gene.
Das meiste , was ansonsten im Dunstkreis dieser zentralen und erstrangigen Aufgabe entsteht - Gefühle, Ertragen und Erschlagen der Mitmenschen, alle Kultur etc. - kann letztlich als abgeleitete Funktion derselben angesehen werden
Re: Schöpfungsmythos
Γραικίσκος schrieb am 17.01.2013 um 22:59 Uhr (Zitieren)
Das wird Homosexuellen sicher sehr einleuchten.
Re: Schöpfungsmythos
arbiter schrieb am 18.01.2013 um 01:55 Uhr (Zitieren)
nicht sehr origineller Einwand - man könnte auch frühschristliche Eremiten anführen, oder tibetanische Mönche. Etwa so, als wollte man das hier und da auftretende Phänomen der Taubstummheit benutzen, um die Sprachfähigkeit als Alleinstellungsmerkmal in Frage zu stellen
Re: Schöpfungsmythos
Hylebates schrieb am 18.01.2013 um 05:37 Uhr (Zitieren)
Wenn Fortpflanzung elementar notwendig und alleiniger Grund für Handlungen wäre, wäre die Liebe dann nicht hinderlich und das bloße "Rumpoppen" an der Tagesordnung? Aber auch Kulturen, die die Ehe als Fortpflanzungsinstitution kennen, kennen die Liebe.

Zitat von Γραικίσκος am 17.1.13, 21:37daß wir Menschen Einsamkeit scheuen und in einem umfassenden (geistigen, körperlichen) Kontakt mit anderen unseren Bedürfnissen am ehesten entsprechen.
So unwahrscheinlich finde ich das in letzter Zeit gar nicht, wenn ich mir ansehe, wie Menschen aufwachsen, nämlich in enger Verbindung mit der Mutter. Da gibt es immer ein (überlebensnotwendiges) Gegenüber.
Re: Schöpfungsmythos
Γραικίσκος schrieb am 18.01.2013 um 06:59 Uhr (Zitieren)
contra arbiter:
Nicht eine Minderheit, sondern ein Großteil unserer sexuellen Aktivitäten hat mit Fortpflanzung nichts zu tun, geschieht sogar in einer Weise, die sie unmöglich macht. Aber Sex schafft bzw. realisiert Nähe, und die suchen wir.
Re: Schöpfungsmythos
Γραικίσκος schrieb am 18.01.2013 um 07:09 Uhr (Zitieren)
Ich gestehe, daß mich der zunehmende (?), jedenfalls weitverbreitete Ersatz von Zweier-Sex durch Masturbation mithilfe von Pornographie stutzig macht in meiner Annahme; doch mit Fortpflanzung hat ja auch dies nichts zu tun.
Re: Schöpfungsmythos
arbiter schrieb am 18.01.2013 um 13:33 Uhr (Zitieren)
contra arbiter
etc.
das ist nicht contra, denn zu dem Thema habe ich gar nichts gesagt.
Mein erster Satz (22.50) ist ja nur die Wiederholung einer Binsenweisheit, der zweite lässt mein Faible für die Erklärungsmuster der Soziobiologie erkennen, die ich solange für plausibel halte, bis ich bessere kennenlerne.
Re: Schöpfungsmythos
ψαλτήριον schrieb am 18.01.2013 um 14:12 Uhr (Zitieren)
Liebe contra Fortpflanzung oder umgekehrt?
Diese Diskussion war nicht die Intention meines Beitrags.

Dass geschlechtliche Fortpflanzung gegenüber der Zellteilung einen Evolutionsvorteil bot/bietet, ist auch nicht meine Erkenntnis, sondern scheint unumstritten.

Welchen Part die Liebe bei der Fortpflanzung spielt oder ob sie ganz unabhängig von ihr existiert, wäre sicherlich eine sehr umfangreiche Thematik.
Re: Schöpfungsmythos
Γραικίσκος schrieb am 18.01.2013 um 14:13 Uhr (Zitieren)
Nichts gegen die Soziobiologie. Interessante Theorie.
Beim Versuch, menschliches Sexualverhalten zu verstehen, gilt mir vorrangig Wittgensteins "Denk nicht, sondern schau!"
Erstmal hinsehen, was Menschen tatsächlich tun. Und das hat, wie mir scheint, auffallend häufig nichts mit Fortpflanzung zu tun. Deshalb mein anderer Erklärungsansatz.
Re: Schöpfungsmythos
arbiter schrieb am 18.01.2013 um 16:27 Uhr (Zitieren)
Beim Versuch, menschliches Sexualverhalten zu verstehen, gilt mir vorrangig Wittgensteins "Denk nicht, sondern schau!"

Ich verkneife mir ausnahmsweise mal eine süffisante Kommentierung...

Hier wären wir allerdings bei erkenntnistheoretischen Fragestellungen angelangt. Bekanntlich wird jede Wahrnehmung durch die vorhandenen Bewertungs- und Deutungsmuster gefiltert (und interpretiert), bevor sie überhaupt ins Bewußtsein gelangen kann. Da Wahrnehmung (auch indirekte - in kaum einem anderen Feld gibt es so viel Verstellung und Lüge), - sowohl Eigen- wie Fremdwahrnehmung, von Verhaltensmustern und Begleitgefühlen - gerade bei diesem Thema von (kulturell vorgeprägten) Interpretationen kaum frei sein kann, kann man sich seriös eigentlich nur mit letzteren, als solchen, befassen.
Re: Schöpfungsmythos
ανδρέας schrieb am 18.01.2013 um 18:06 Uhr (Zitieren)
Evolutionsbiologisch ist Liebe, also die enge emotionale Bindung zweier Menschen, über den reinen Fortpflanzungsakt hinaus m.E. recht vorteilhaft.
Der Nachwuchs bindet die Eltern viele Jahre an Aufzucht und Pflege. Ohne diese Fürsorge haben die Kinder wenig Chancen zu überleben und erfolgreich in ihrer Umwelt zu agieren und sich wiederum fortzupflanzen. Die Liebe der Eltern zueinander und natürlich zu den Kindern lässt sie die Strapazen dieser langen Aufzucht "überstehen". Menschen brauchen nunmal lange Zeit, um ihren wichtigsten Überlebensvorteil, die geistigen Fähigkeiten (Lernen), zu entwickeln.
Tiere, die ihr Gelege sich selbst überlassen (Schildkröten u.v.a.), können sich auf den reinen Vermehrungsakt beschränken und brauchen keine Liebe. Da reicht der Geschlechtstrieb. Es hat sich aber erwiesen, dass die Vermehrungsstrategie, die auf lange Aufzucht setzt, den Menschen zurzeit an die Spitze der Nahrungskette gebracht hat. Ohne die Investition in die geistige Entwicklung wäre die Art Mensch nicht auf den sehr effizienten Werkzeuggebrauch etc. gekommen, hätte sich gegen schnellere, kräftigere andere Tiere nicht so durchgesetzt. Die starke soziale Bindung in Familien und Gruppen ist ein Vorteil.
Allerdings zeigt sich auch, dass mit Wegfall des Existenzwettbewerbs und zunehmendem Wohlstand die Bedeutung des Zusammenhalts wohl schwindet und der Mensch in dieser Wohlstandskultur eher zum Einzelkämpfer wird. Aber das wäre ein neues Thema.
Re: Schöpfungsmythos
Γραικίσκος schrieb am 19.01.2013 um 13:29 Uhr (Zitieren)
Beim Sex wird vermehrt das 'Sozialhormon' Oxytozin freigesetzt. Es ist dasjenige Hormon, das auch bei Mutter-Kind-Bindungen eine große Rolle spielt, also den Genuß von (physischer) Nähe vermittelt.
Wenn ich das richtig interpretiere, ist Sexualität tatsächlich nicht nur im Hinblick auf Fortpflanzung beglückend, auch wenn Sexualität natürlich ursprünglich im Hinblick auf Fortpflanzung entstanden ist. Bei Menschen - wie auch bei Bonobos - hat sich da aber etwas entkoppelt.

Davon wußte Aristophanes (Platon) noch nichts. Aber geahnt hat er es: Wir sind nicht mehr allein (ich); wir sind, wie wir sein sollten; wir sind Wir.
Re: Schöpfungsmythos
Γραικίσκος schrieb am 19.01.2013 um 13:32 Uhr (Zitieren)
Neuerdings wird Oxytozin auch zur Behandlung von Depressionen, Sozialphobie und Autismus eingesetzt.
Re: Schöpfungsmythos
ανδρέας schrieb am 19.01.2013 um 16:29 Uhr (Zitieren)
Vielleicht ist ja Oxytozin der Stoff, der dem Nektar der Blume entströmt, die von Cupidos Pfeil getroffen wurde und daher von Oberon eingesetzt wird, um Titania zu ärgern.... (Ein Sommernachtstraum).
Wer weiß, was zukünftig in Parfume enthalten ist ...
Re: Schöpfungsmythos
Hylebates schrieb am 19.01.2013 um 19:34 Uhr (Zitieren)
Werden nicht auch Pheromone ... aber das geht jetzt zu weit vom Thema weg, oder?
Re: Schöpfungsmythos
arbiter schrieb am 19.01.2013 um 22:03 Uhr (Zitieren)
nein nein, keineswegs, führt uns das doch wieder auf die richtige Spur, die unseren G. vorübergehend von seinem Exkurs in die philosophische Überhöhung abgelenkt hat.
In Zukunft werden wir zu den 12 schon verfügbaren Methoden für die Interpretation von Liebesgedichten zusätzlich über die biochemische Verfasstheit des Autors räsonieren können, über seinen Hormon-Status und die Zahl und Funktionsfähigkeit seiner Rezeptoren etc.
Re: Schöpfungsmythos
Hylebates schrieb am 20.01.2013 um 19:15 Uhr (Zitieren)
Und die Soziobiologie hat eindeutig bewiesen, dass Literatur geschrieben und rezitiert wird, um eine Person des anderen Geschlechts ins Bett (oder halt in die Höhle) zu bekommen. Platon hätte sich gefreut.

Worum gings hier eigentlich? Irgendwas mit Epikur, oder?
 
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