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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Grieche trifft Ägypter (563 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 20.07.2009 um 15:12 Uhr (Zitieren)
Herodot staunt in seinem Bericht (II 65-67) vor allem über die Behandlung, die Ägypter den Tieren zuteil werden lassen:
65. Die Ägypter sind in der Ausübung ihrer religiösen Sitten überaus genau. Das gilt auch für folgendes: Ägypten grenzt zwar an Libyen, ist aber nicht sehr tierreich. Alle dort lebenden Tiere gelten bei ihnen als heilig, Haustiere so gut wie wilde. Wenn ich den Grund für diese Heilighaltung der Tiere angeben wollte, käme ich auf religiöse Dinge zu sprechen, die ich nicht gern erzähle. Wenn ich sie nebenbei erwähnt habe, mußte ich es der Erzählung zuliebe tun. So sind die Bräuche beim Tierdienst: Jedes Tier hat für sich einen Wärter, einen Mann oder eine Frau von den Ägyptern, und dieses Amt vererbt sich vom Vater auf den Sohn. In den Städten bringen die Bürger ihre Gelübde so dar: Nach einem Gebet zu dem Gott, dem das Tier jeweils heilig ist, scheren sie ihren Kindern die Haare, entweder den ganzen Kopf oder den halben oder ein Drittel, und wiegen die Haare auf einer Waage mit Silber auf. Das Silbergewicht erhält die Wärterin der Tiere; sie zerschneidet dafür Fische und gibt sie den Tieren als Futter. So ist ihre Ernährung geordnet. Tötet jemand eines von den Tieren, dann trifft ihn, wenn er es absichtlich getan hat, die Todesstrafe, wenn fahrlässig, dann zahlt er die Strafe, die die Priester festsetzen. Wer aber einen Ibis oder einen Habicht tötet, absichtlich oder unabsichtlich, muß sterben.
66. Wenn die Ägypter an sich schon zahlreiche Haustiere halten, würden es noch viel mehr sein, wenn sich die Zahl der Katzen nicht verminderte; das geschieht so: Wenn die Katze Junge hat, meidet sie den Kater. Dieser verlangt nun vergeblich nach dem Weibchen. Dazu verfällt er auf die List, den Müttern mit Gewalt und Tücke die Jungen zu rauben und sie zu töten, ohne daß er sie auffrißt. Die Katze, die jetzt keine Jungen mehr hat, wünscht andere und läuft zum Kater. Dieses Tier zieht nämlich gern Junge auf. Bei einer Feuersbrunst ist ihr Benehmen wunderbar. Die Ägypter verteilen sich in Abständen um das Feuer und bewachen ihre Katzen, ohne daran zu denken, den Brand zu löschen. Die Katzen huschen zwischen ihnen durch oder springen über sie hinweg in die Flammen. Darüber sind die Ägypter sehr betrübt. In den Häusern, in denen eine Katze von selbst stirbt, scheren sich alle Bewohner nur die Augenbrauen; stirbt aber ein Hund, scheren sie den ganzen Körper und den Kopf kahl.
67. Die toten Katzen bringt man in heilige Häuser der Stadt Bubastis, wo sie einbalsamiert und begraben werden. Hunde bestattet man in der eigenen Stadt in geweihten Särgen. Ebenso wie die Hunde begräbt man die Ichneumons. Spitzmäuse und Habichte schafft man in die Stadt Buto, die Ibisse nach Hermopolis. Bären, die selten vorkommen, und Wölfe, die nicht viel größer als Füchse werden, begräbt man an der Stelle, wo man sie tot findet.


[Quelle: Herodot, Historien. Herausgegeben von Josef Feix. 2 Bde. München 21977; Band 1, S. 255-257]

Warum mag Herodot eigens betonen, daß er auf religiöse Dinge nicht gerne zu sprechen kommt?
Re: Grieche trifft Ägypter
andreas schrieb am 20.07.2009 um 19:47 Uhr (Zitieren)

Herodot war Skeptiker. erhielt wenig vom Delphischen Orakel usw. und meinte, von Göttern könne man nicht wirklich etwas wissen.
Er war wohl das, was man als Agnostiker bezeichnen kann (Atheist wäre wohl zuviel gesagt).
Re: Grieche trifft Ägypter
andreas schrieb am 20.07.2009 um 19:49 Uhr (Zitieren)
“Ich habe aber nicht die Absicht, hier zu erzählen, was man mir von den Göttern erzählte, höchstens ihre Namen; denn ich glaube, von den Göttern wissen alle Menschen gleich wenig.” Herodot II,3

Stärker lässt sich religiöse Skepsis kaum formulieren.
Re: Grieche trifft Ägypter
Γραικίσκος schrieb am 20.07.2009 um 23:32 Uhr (Zitieren)
"... ich glaube, von den Göttern wissen alle Menschen gleich wenig.” Herodot II,3

Stärker lässt sich religiöse Skepsis kaum formulieren.


Das ist sehr skeptisch bzw. agnostisch ... und kurz & trocken gesagt.
 
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