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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Militante Tierliebe (881 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 18.02.2012 um 11:11 Uhr (Zitieren)
Diodor I 83, 8 f. berichtet, daß es einen Aufruhr in Ägypten [Alexandria?] gegeben habe, als ein römischer Diplomat eine Katze getötet hatte, καὶ τοῦ πλήθους συνδραμόντος ἐπὶ τὴν οἰκίαν τοῦ πράξαντος. Der Mann wurde auf Druck der öffentlichen Meinung hin bestraft, obwohl die Ägypter aus politischen Überlegungen heraus allen Grund hatten, Römer wie rohe Eier zu behandeln, und obwohl der Tötung anscheinend keine Absicht zugrunde lag.
Re: Militante Tierliebe
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 18.02.2012 um 16:10 Uhr (Zitieren)
Das dürfte weniger mit Tierliebe heutunge Verständnisse zu tun haben als mit der Katze als der Verkörperung der Bastet, der
"als Katzengöttin dargestellte[n] Tochter des Sonnengottes Re ... als Göttin der Fruchtbarkeit verehrt, die oft als Katze oder Frau mit Katzen- oder Löwenkopf dargestellt wird. Als Göttin der Fruchtbarkeit und der Liebe fungiert Bastet auch als Beschützerin der Schwangeren. Sie ist auch Göttin der Freude, des Tanzes, der Musik und der Feste." Tanke Wiki
Und dann kann die Tötung eines solchen Tieres schon ein Sakrileg darstellen. Sagt Diodor Näheres über die Umstände (Ort, Anlaß)?
Re: Militante Tierliebe
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 18.02.2012 um 16:11 Uhr (Zitieren)
lies: heutigen Verständnisses
Re: Militante Tierliebe
Πέγασος schrieb am 18.02.2012 um 23:14 Uhr (Zitieren)
Der Fall, den Diodor berichtet, klingt ganz nach dem, was John Maddox Roberts in seinem Krimi "Der Musentempel" zu einer spannenden Szene verarbeitet.
Re: Militante Tierliebe
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 19.02.2012 um 11:51 Uhr (Zitieren)
Diodor I 83, 1 erwähnt explizit, was den Hintergrund des Falls des Römers bildet:

σέβονται γὰρ ἔνια τῶν ζῴων Αἰγύπτιοι καθ᾽ ὑπερβολὴν οὐ ζῶντα μόνον, ἀλλὰ καὶ τελευτήσαντα, οἷον αἰλούρους καὶ ...

Im weiteren Bericht
περὶ ὧν τὰς αἰτίας ἀποδιδόναι πειρασόμεθα,

führt er aus, mit welchen Ehren die Tiere bedacht werden [83, 2-3: Ernährung; 83,4: Vergötterung; 83, 5: Mumifizierung und sakrale Aufbewahrung].
Daß der bedauernswerte (?) Herr Römer möglicherweise nicht wußte, was auf der Tötung eines solchen Tieres stand, nämlich:

ὃς δ᾽ ἂν τούτων τι τῶν ζῴων ἑκὼν διαφθείρῃ, θανάτῳ περιπίπτει, [i]πλὴν ἐὰν αἴλουρον ἢ τὴν ἶβιν ἀποκτείνῃ: ταῦτα δὲ ἐάν τε ἑκὼν ἐάν τε ἄκων ἀποκτείνῃ, πάντως θανάτῳ περιπίπτει, τῶν ὄχλων συντρεχόντων καὶ τὸν πράξαντα δεινότατα διατιθέντων, καὶ τοῦτ᾽ ἐνίοτε πραττόντων ἄνευ κρίσεως.

schützte ihn nicht vor der Strafe.

Die Ahndung des Sakrilegs kommt also für einen Leser Diodors nicht aus heiterem Himmel, wie es die Überschrift suggeriert (oder habe ich ein Fragezeichen überlesen?), wenn nämlich der Fall auf [als 'militant' als überzogen deklarierte?] Tierliebe reduziert wird.
Insofern muß ich gestehen, daß mich diese unphilologische Herangehensweise in einem Forum wie diesem ein wenig geärgert hat.
Re: Militante Tierliebe
Γραικίσκος schrieb am 19.02.2012 um 13:04 Uhr (Zitieren)
Daß den Ägyptern die Katze als heilig galt, weiß ich. Was ich davon denken soll, weiß ich nicht. Zwar sind auch mir Katzen lieb, doch sie zu vergöttern, sehe ich keinen Anlaß. Als symbolischer Akt mag es eine hübsche Idee sein.
Wenn bei einem (vermeintlichen oder echten) Verstoß gegen diese Heiligkeit, also im Falle eines 'Sakrilegs', der Lynchmob (moderner Ausdruck, ich weiß) vor das Haus der Täters zieht, halte ich das für eine überzogene, militante Tierliebe.
Zu behaupten, ich ließe dabei den religiösen Kontext außer Betracht und verstünde den Sinn dieses Aktes nicht, erinnert mich an den Standpunkt von Ernst Bloch (Das Prinzip Hoffnung, Bd. 1, S. 74 ff.: "Geschichtlicher Wandel der Triebe"), daß es gar keine überzeitlichen, in der Natur des Menschen konstanten Triebe gebe [also auch keine Tierliebe], weil immer der gesellschaftliche Kontext ein anderer sei.
Wenn das so ist, dann weiß ich gar nicht mehr, wie ich überhaupt noch Begriffe unserer Zeit und unseres sozialen Kontextes auf frühere Menschen anwenden soll. Zu sagen, die Tierliebe der Ägypter habe einen religiösen Kontext, hilft ja nichts, weil für das Wort 'religiös' diese Einschränkung ebenfalls gilt.
Doch dieses Faß ist wohl zu tief, um es hier & heute auszuschöpfen.
Re: Militante Tierliebe
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 19.02.2012 um 13:22 Uhr (Zitieren)
... weiß ich gar nicht mehr, wie ich überhaupt noch Begriffe unserer Zeit und unseres sozialen Kontextes auf frühere Menschen anwenden soll.


Wer sagt denn, daß Du das sollst, daß es erforderlich, geschweige statthaft sei?

Schon die Behauptung, es handele sich um einen "Trieb wie Tierliebe" geht schlicht an der Sache vorbei, legt heutige Sichtweise an eine Handlung von Menschen an, deren Geisteshaltung, Erziehung, Glaube völlig anderen Normen gehorchte, inkommensurabel nennt man das.

Wogegen ich mich mit aller Vehemenz wehre, das ist das moralische Urteil, das Du mit dem Konstatieren Dir unerklärlicher Verhaltensweisen verbindest, es - von Deiner aufklärerisch erleuchteten (enlightenment heißt das Zeitalter ja so treffend auf englisch) Warte aus - als Verdikt formulierst. Dieses Urteil ist schlicht fehl am Platze.

Lies einmal etwas zum Unterschied emic-etic in der ethnologischen Forschung ...
Re: Militante Tierliebe
διψαλέος schrieb am 19.02.2012 um 13:24 Uhr (Zitieren)
aus einem Papyrhos:
"Eine Maus frißt sieben mal sieben Getriedekörner.
Eine Katze frißt sieben mal sieben Mäuse.
Wieviele Getreidekörner hat die Katze gerettet?"

Alleine das hat wohl die alten Ägypter bewogen, der Katze kultische Ehren zukommen zu lassen.

;-)
Re: Militante Tierliebe
Γραικίσκος schrieb am 19.02.2012 um 14:55 Uhr (Zitieren)
Der Fall, den Diodor berichtet, klingt ganz nach dem, was John Maddox Roberts in seinem Krimi "Der Musentempel" zu einer spannenden Szene verarbeitet.

Ja, der hat disen Fall meiner Erinnerung nach spannend verarbeitet. Allerdings habe ich das Buch gerade verliehen und kann es nicht nachlesen.
Re: Militante Tierliebe
Πέγασος schrieb am 19.02.2012 um 16:05 Uhr (Zitieren)
Ich habe Dir das Buch doch zurückgegeben, oder?
Re: Militante Tierliebe
Γραικίσκος schrieb am 19.02.2012 um 16:07 Uhr (Zitieren)
Ach ja, richtig. Es ist das andere, das Du noch hast.
Re: Militante Tierliebe
Πέγασος schrieb am 19.02.2012 um 20:52 Uhr (Zitieren)
Das andere vergaß ich neulich mitzubringen.
Schäm ...
 
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